Großmanöver im Osten Russlands
Russland hat am Dienstag sein größtes Militärmanöver seit Sowjetzeiten begonnen, an dem bis zu 300.000 Soldaten teilnehmen sollen - rund 3.000 von ihnen kommen aus China. Die Übungen unter dem Namen Wostok 2018 finden in Ostrussland statt und sollen bis zum Wochenende andauern. Welche Botschaft verbirgt sich hinter dem Manöver?
Illusion militärischer Größe
Das Manöver ist nur eine Inszenierung Russlands, um seine vermeintliche Stärke zu demonstrieren, glaubt Militärexperte Oleh Schdanow auf dem Portal Korrespondent:
„Die derart massiven Übungen wurden angesetzt, um zu zeigen, dass Russland der ganzen Welt Probleme bereiten könnte. Und deshalb wurde auch diese große Teilnehmerzahl verkündet, auch wenn sie im Vergleich zum Vorjahr schrumpfte. Für Zapad 2017 wurden zunächst 400.000 Teilnehmer angekündigt und danach sank die Zahl derjenigen, die wirklich an dem Manöver teilnahmen auf 100.000. Aktuell sind 300.000 Teilnehmer angekündigt. ... Und damit alle die verkündete Zahl glauben, hat Russland auch China eingeladen. An den Übungen werden etwa 3.000 Chinesen teilnehmen. Wahrscheinlich werden sie bei einzelnen Manövern dabei sein, doch ihre wahre Teilnehmerzahl wird dabei niemand erfahren.“
Mehr als nur eine Truppenübung
Das russisch-chinesische Manöver hat auch eine wirtschaftliche Komponente, stellt Večernji list fest:
„Die Übung fällt zusammen mit der Unterzeichnung eines Vertrags über die Gasversorgung. Zwei der größten Länder der Welt festigen damit ihre politische und wirtschaftliche Allianz, die sie mit einer gemeinsamen Militärübung unterstreichen. So wie jede Vereinbarung wurde auch diese als historisch bezeichnet, doch hat sie einen Anhang. Putin kündigte an, dass beide Länder statt des Dollars verstärkt ihre eigenen Währungen im Handelsaustausch nutzen werden. ... Das ist die russisch-chinesische Antwort auf US-Drohungen hinsichtlich schärferer Sanktionen gegen Russland und neuer Zölle für China. Trump verschärft den Wirtschaftskrieg mit Moskau und Peking, die mit wirtschaftlichen Maßnahmen und einer gemeinsamen Militärübung antworten.“
Auch mal Russland gegenüber Stärke zeigen
Der britische Journalist Edward Lucas fordert in einem Kommentar für die Nachrichtenagentur BNS die westlichen Staaten auf, endlich die Initiative zu übernehmen:
„Der Kreml entscheidet, wann die Temperatur erhöht und wann sie verringert werden soll. Und wir - EU- und Nato-Länder - kratzen uns dabei am Kopf und streiten uns, wie wir reagieren sollten. ... Lasst uns unseren Zusammenhalt stärken, lasst uns die Initiative übernehmen und auch mal an Russlands Nerven zerren. Zum Beispiel würde die Erhöhung der militärischen Unterstützung der Ukraine durch die USA helfen, einer Eskalation im Osten der Ukraine vorzubeugen. ... Und die beste Maßnahme wäre es, unser Finanzsystem zu reinigen, das den schlechtesten Menschen der Welt (inklusive reicher Russen) erlaubt, zu stehlen, ihre Gelder zu verstecken und damit Einfluss zu gewinnen.“