Tag des Neides: Steuertransparenz in Finnland
Am 1. November werden in Finnland traditionell die Steuerdaten vom Vorjahr veröffentlicht. Nahezu alle Medien listen die Einkommen bekannter Personen auf. In Suchmaschinen kann nach den Steuerinformationen zu Einkommen von mehr als 100.000 Euro recherchiert werden. Und wer ins Finanzamt geht, bekommt dort auf Wunsch auch Auskunft zu Personen, die weniger verdient haben. Macht Finnland es richtig?
Offene Gesellschaft in der Praxis
Finnland kommt hier ein echter Vorbildcharakter zu, freut sich Lapin Kansa:
„Die Steuertransparenz erleichtert die Kontrolle der Herrschenden. Die Daten zeigen, wo und wie man in Finnland reich werden kann. Öffentliche Dienstleistungen werden durch Steuern finanziert. Es ist daher richtig, dass wir wissen, wie das Vermögen verteilt ist, woher die Steuergelder kommen und wohin sie fließen. ... Die Veröffentlichung hat allerdings auch negative Seiten. In vielen Fällen dienen die von den Medien veröffentlichten Steuerdaten lediglich der Befriedigung von Neugier. Das kann zu Verbitterung, Misstrauen und Neid führen. ... Trotzdem wird die Steuertransparenz beibehalten werden. Finnland gibt der Welt damit ein Beispiel, was eine offene Gesellschaft in der Praxis bedeutet.“
Unangemessenes Medienspektakel
Die Medien machen die Steuerdaten von zu vielen Personen publik, klagt Kauppalehti:
„Die jedes Jahr übliche Veröffentlichung der Steuerdaten hat leider auch einen Hauch von Karneval. Die Medien entscheiden selbst, ab welcher Einkommensgrenze sie die Steuerdaten veröffentlichen. Jetzt werden Namenslisten von Menschen gemacht, deren zu versteuerndes Einkommen über 100.000 Euro liegt. Diese Summe bekommen schon Personen in mittleren Führungspositionen. Die Veröffentlichung ihrer Einkommen ist gesellschaftlich aber nicht relevant. Wen es wirklich interessiert, der kann auch ins Finanzamt gehen, um die Steuerdaten dort einzusehen.“