Welche Ursachen hat das Moskauer Flugzeugunglück?
Nach dem Unglück auf dem Moskauer Flughafen Scheremetjewo mit 41 Toten versuchen Ermittler, den Hergang zu rekonstruieren. Die Aeroflot-Maschine war am Sonntagabend wegen Problemen umgekehrt. Etwa eine halbe Stunde nach dem Start schlug der Suchoi Superjet-100 bei der Notlandung mehrfach auf den Boden und ging in Flammen auf. Der Blick in die Meinungsspalten offenbart Tragik und Tragweite der Katastrophe.
Regeln retten Leben
Auf Fotos und Videos sind Passagiere zu sehen, die sich mit ihrem Handgepäck aus der Unglücksmaschine retteten. Damit blockierten sie möglicherweise Rettungswege. Die Menschen müssen sich ins Bewusstsein rufen, dass es nicht umsonst Regeln beim Fliegen gibt, mahnt Õhtuleht:
„Die Experten sollten das bewerten, aber vielleicht wird es ja ein Gerichtsurteil gegen jene geben, die um jeden Preis ihr Gepäck retten wollten. Die Moral der Geschichte ist einfach, und sie gilt unabhängig von Staatsgrenzen. Wenn es Regeln gibt, muss man sie auch einhalten. ... Wie viele von uns hören sich denn die Sicherheitsinformation der Flugbegleiter vor jedem Flug wirklich an? Vom Moskauer Unfall bleibt der Eindruck, dass das eigene Handgepäck wichtiger war als das Leben der anderen Passagiere. ... Die Regeln sind nicht dazu gedacht, jemanden zu schikanieren, sondern um Leben zu retten.“
Die Stunde der Sofa-Experten
Angewidert von all den Mutmaßungen und Einschätzungen vermeintlicher Experten zeigt sich Anton Orech von Echo Moskwy:
„Wir kommen mit Urteilen über Unglücke daher, obwohl wir keine Ahnung von Fliegerei und Flughafenorganisation haben und auch nicht von Sicherheitsmaßnahmen und Rettungseinsätzen. Das geschieht nicht nur, weil so viele auf eine Minute idiotischen Ruhms als Sofa-Experten gieren. Sondern auch, weil wir nicht erwarten, wahrhaftige Erklärungen zu bekommen. So fangen wir an, uns eigene auszudenken, nach dem Motto 'je schlimmer, desto glaubwürdiger'. Menschliches Verhalten bei Katastrophen und in Paniksituationen ist nicht vorhersehbar und niemand weiß, wie er sich selbst in so einer Situation verhalten würde. Aber wir sind uns alle ganz sicher, dass wir nicht nur unsere Siebensachen liegengelassen, sondern auch heldenhaft Frauen und Kinder gerettet hätten.“
Der Stolz zerschellte schon im Dschungel
Moskau ist mit seinem Prestigeprojekt SSJ kläglich gescheitert, analysiert Rzeczpospolita:
„Das erste russische Passagierflugzeug, das nach dem Zusammenbruch der UdSSR gebaut und produziert wurde - wie Moskau das Flugzeug beworben hat -, also der Superjet (SSJ) von Suchoi, wird allgemein als eines der unsichersten Flugzeuge der Welt angesehen. ... Sein Schicksal deutete bereits der 9. Mai 2012 an, als ein Flieger während eines Werbeflugs in der Nähe der indonesischen Hauptstadt Jakarta gegen den dschungelbewachsenen Berg Salak prallte. Schon der Absturz dieser Maschine war ein schwerer finanzieller Schlag für Suchoi (da die Kunden aus Malaysia und Indonesien vom Kauf zurücktraten) und Russland erlitt einen Schlag für sein Prestige. Denn der SSJ sollte Moskaus Rückkehr auf die Weltmärkte als Produzent ziviler Passagierflugzeuge symbolisieren.“