Pride in Sarajevo: Wie tolerant ist Bosnien?
Rund 2.000 Menschen haben bei der ersten Pride Parade in Bosnien und Herzegowina am Wochenende für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender demonstriert. Mehr als 1.000 Polizisten bewachten die Parade, gegen die im Vorfeld viel homophober Hass laut wurde. Es blieb friedlich, was Zeitungen aus Ländern in der Region freut.
Prüfung bestanden
Die erste Pride in Bosnien verlief friedlich, freut sich Večernji list:
„Die Gay Pride in Sarajevo, die letzte auf dem Balkan, die den Titel 'erste' trug, verlief trotz allem in Frieden, ohne Tränengas, Nazi-Gruß und Steine - im Gegensatz zur ersten Pride in Zagreb vor 17 Jahren. Trotz der harten Worte auf den Straßen Sarajevos, in den sozialen Medien und in der Öffentlichkeit, hat Bosnien seine erste Toleranzprüfung gegenüber dem Anderssein bestanden. ... Europa kam gestern nach Bosnien und malte es regenbogenfarben an.“
Jeder Bosnier kennt Ausgrenzung
Das Ereignis sprach nicht nur die LGBTI-Community an, ergänzt Delo:
„Sarajevo war nämlich schon vor diesem Sonntag eine tolerante Stadt und wird dies auch bleiben. Leider auch gegenüber Politikern, die bereits seit zwanzig Jahren von der Spaltung der Gesellschaft leben. Die Teilung nach ethnischer und Glaubenszugehörigkeit ist die häufigste Art der Spaltung, deshalb können sich auch viele Menschen in Bosnien und Herzegowina mit den Teilnehmern der Pride Parade identifizieren. Jeder Bürger Bosniens und Herzegowinas ist in seinem Land ein Zugehöriger irgendeiner Minderheit, die im besten Fall nur übersehen und im schlechtesten Fall unterdrückt wird. In Bosnien muss man nicht Teil der Gay-Community sein, um zu verstehen, wie Mitglieder dieser an den Rand der Gesellschaft gedrängt sind.“