Gedenken an Estonia-Katastrophe vor 25 Jahren
Es war das schwerste Schiffsunglück der europäischen Nachkriegsgeschichte: Am 28. September 1994 sank die Estonia auf ihrem Weg von Tallin nach Stockholm und zog 852 Menschen in den Tod. Am 25. Jahrestag gedachten in Schweden und Estland zahlreiche Menschen der Fährkatastrophe. Noch immer sind die Ursachen ungeklärt. Estlands Presse diskutiert, ob es neue Untersuchungen geben soll.
Der Fall muss neu aufgerollt werden
Die Schiffskatastrophe sollte mit modernen Mitteln neu untersucht werden, fordert Õhtuleht:
„Nicht nur die Anzahl der Verschwörungstheorien ist beachtlich, sondern auch die Anzahl der Versuche, den eigentlichen Grund der Katastrophe zu erforschen. Dass verschiedene Länder die Untersuchungsdokumente des Schiffsunglücks für lange Zeit unter Verschluss hielten, fachte die Spekulationen nur weiter an. Heute ist Estland ein anderer Staat als vor 25 Jahren. Damals versuchte es, nach der Sowjet-Okkupation mühsam neues Leben aufzubauen. Seine heutigen Möglichkeiten sind mit den damaligen nicht zu vergleichen. Es gibt unter den Überlebenden und den Angehörigen der Opfer viele, die eine neue Untersuchung wünschen. Bei den heutigen technischen Möglichkeiten würde das sicherlich auf einem anderen Niveau stattfinden.“
Die Antworten will nur niemand hören
Seefahrtexperte Tauri Roosipuu widerspricht in Äripäev der Aussage, dass das Estonia-Unglück noch nicht hinreichend aufgeklärt sei:
„Auf die Hauptfragen des Untergangs gibt es Antworten, nur will man diese meistens gar nicht hören. Die Estonia sank als Folge von Projekt-, Konstruktions- und Zertifizierungsfehlern. Erstens war die Konstruktion des Bugvisiers zu schwach - die Schlösser sind im Herbststurm gebrochen. Zweitens wäre der Abbruch des Visiers wahrscheinlich nicht so katastrophal gewesen, wenn das Visier von der Brücke aus sichtbar gewesen wäre. ... Wahrscheinlich fehlte auf der Brücke bis zur Endphase des Unglücks die Information über den Bruch des Visiers.“