Zu heikel? Wirbel um Selenskyj-TV-Show in Russland
Der russische TV-Sender TNT hat überraschend die Comedy-Serie "Diener des Volkes" ins Programm genommen. In ihr spielt der heutige ukrainische Präsident Selenskyj einen grundehrlichen ukrainischen Präsidenten. Schon nach der ersten Folge kündigte TNT allerdings an, die Serie nicht mehr im Hauptprogramm, sondern nur noch im Streaming zu zeigen. Ein gefundenes Fressen für russische Kommentatoren.
Dem Volk dient hier niemand
Klar passt diese Serie nicht ins russische Programm, bemerkt sarkastisch der von Echo Moskwy übernommene Blog SerpomPo:
„Die Propaganda des Bildes vom einfachen Kerl, der plötzlich Staatschef werden und den Unaustauschbaren ablösen kann - das ist eine gefährliche politische Idee, für Russland geradezu explosiv. ... 'Diener des Volkes' sind bei der russischen Staatsmacht nicht erwünscht. Russlands Herrscher haben eine andere Vorstellung von der Macht. In Russland ist das Volk für die Macht da und nicht die Macht für das Volk. Hier bräuchte es eine Serie 'Diener der Macht' über irgendeinen bescheidenen, orthodoxen Helden, der bereit ist, seinen Lebtag lang für die fetten Herrscher zu ackern, zu kämpfen, zu buckeln und ihnen zu danken.“
Jetzt werden die Zuschauer erst recht neugierig
Nowaja Gazeta vermutet, dass das Hin und Her die Serie noch populärer macht:
„So ein Zirkus. ... Erst nimmt man in größter Hektik den 'Diener des Volkes' ins Programm, und dann wird er in noch nie dagewesener Eile wieder abgesetzt. ... Es gibt das soziale Phänomen des 'Streisand-Effekts'. Dieser besteht darin, dass der Versuch, eine öffentlich zugängliche Information oder Sache zu sperren, nur zu einem erhöhten Interesse für selbige führt. ... Vermutlich hat irgendjemand irgendwas nicht richtig verstanden. Und als man es doch verstand, hat man Panik bekommen: Das ist ja eine direkte Attacke auf die heilige Staatsmacht!“