AKP-Dissident Davutoğlu gründet eigene Partei
Ahmet Davutoğlu gilt als politischer Ziehsohn von Recep Tayyip Erdoğan und war lange einer seiner engsten Mitstreiter. Nun hat der ehemalige Regierungschef eine eigene Partei mit vorgeblich progressiverem und demokratischerem Kurs als Erdoğans AKP gegründet und übt scharfe Kritik am Präsidenten. Deutet sich da eine ernstzunehmende Konkurrenz an?
Eher Wolf im Schafspelz als Hoffnungsträger
Davutoğlus Vergangenheit als Hardliner bei der AKP macht seine Zukunftsversprechungen unglaubwürdig, meint T24:
„Würde man Davutoğlu nicht aus seiner Zeit als Ministerpräsident und als Berater der Partei [AKP] kennen, könnte man den Text seiner Rede so deuten, als sei seine Partei sehr freiheitlich und eine Hoffnung für die Zukunft. Aber es ist unmöglich, all seine Fehler zu vergessen - angefangen damit, dass Davutoğlu einer der Hauptarchitekten einer Außenpolitik war, die ausgehend von Syrien auch die Türkei in den Abgrund getrieben hat. Nicht zu vergessen, welch harte Äußerungen er, obwohl selbst Akademiker, gegen die 'Friedensakademiker' [festgenommene Unterzeichner einer Petition für Frieden mit den Kurden] getätigt hat.“
Erdoğans Feinde freuen sich
Derartige Initiativen geben den Gegnern des Präsidenten im In- und Ausland neuen Auftrieb, meint Kolumnist Resul Tosun in der regierungstreuen Star:
„Imperialistische Mächte haben nichts unversucht gelassen, um Präsident Erdoğan zu stürzen. Zuletzt haben sie am 15. Juli [2016] sogar einen bewaffneten Putsch versucht. ... Ich behaupte nicht, dass Mächte von Außen die GP [Gelecek Partisi, Name von Davutoğlus neuer Partei] und alle weiteren geplanten Parteien gründen lassen. Ich werte diesen Schritt als einen Mangel an politischer Voraussicht. Doch ich habe den Verdacht, dass jetzt alle inländischen und ausländischen Gegner Erdoğans diese Parteien unterstützen werden, um eine erneute Wahl von Präsident Erdoğan zu verhindern.“