Putin will Siegesparade in Moskau nachholen
Weil die Militärparade anlässlich des Siegs über Nazideutschland am 9. Mai 1945 in diesem Jahr wegen Corona ausgefallen ist, will Präsident Putin sie nun nachholen lassen. Dafür setzte er den 24. Juni als Datum fest. Russlands Medien fürchten das Virus jedoch weiterhin und warnen davor, eine solche Großveranstaltung jetzt schon abzuhalten.
Dekadent wie Rom zu Neros Zeiten
Inmitten einer Pandemie eine solche Parade durchzuführen hält Kirill Martynow, Politikredakteur bei Nowaja Gazeta, für Irrsinn, wie er in einem Facebook-Post schreibt, den Echo Moskwy übernommen hat:
„Militärparaden sind ein Akt der Selbstgefälligkeit von Staaten und ein schrecklicher Atavismus. ... Wenn früher die Vorbehalte gegen die Parade wirtschaftliche und politische Beweggründe hatten, so ist sie jetzt ein offener Affront gegen Menschen und Verstand. Ich wüsste nicht, wann je in der Geschichte in einer komplett unter Quarantäne stehenden Metropole die Herrscher Militärspiele angesetzt hätten. Von der Geisteshaltung passt das zu Rom unter Nero. Zwar heißt es im Ukas zur Durchführung der Parade, dass jedes Gesundheitsrisiko auszuschließen ist. Das bedeutet, offiziell wird niemand Schaden nehmen - im äußersten Fall wird die Statistik aufs Beste hingebogen.“
Das Virus wird mitmarschieren
Auch Radio Kommersant FM sorgt sich um die gesundheitlichen Folgen der Militärparade:
„Es ist jetzt nicht die Zeit für große Feiern. Die Welt fängt erst an, wieder zu sich zu kommen nach der Pandemie. Das macht zumindest der zivilisierte Westen. ... Es ist nicht auszuschließen, dass sich nach Großereignissen sehnende Bürger massenhaft losziehen, um die Militärtechnik zu bestaunen. Wir haben zwar das Corona-Plateau erreicht. Aber vielleicht schlägt das Virus wieder zu, wenn es allerorten Menschenansammlungen bemerkt? Derartiges Vorgehen taugt nicht recht für einen großen Patriotismus-Schub.“