Zensur bei Disney Plus?
Seit Oktober werden Filmklassiker wie Peter Pan oder das Dschungelbuch auf Disney Plus mit einer eingangs eingeblendeten Warnung vor rassistischen Stereotypen gezeigt. Nun will der Streaming-Dienst Filme, die "negative Darstellungen und/oder Misshandlung von Menschen oder Kulturen" nur noch für Profile sichtbar machen, die Erwachsenen zugeordnet sind.
Lernen durch Kontextualisierung
La Vanguardia findet, dass der Streaming-Dienst einen guten Kompromiss gefunden hat:
„Man kann die Geschichte nicht ändern, nur weil sie uns nicht gefällt. Es ist gut, die Mentalität und die Werte einer Epoche kennenzulernen, in der diese Filme entstanden sind, auch wenn wir zustimmen, dass sie nach aktuellen Kriterien inakzeptabel sind, weil viele von ihnen rassistische oder chauvinistische Stereotype enthalten. ... Zensur und Verbote sind keine Lösung. Disney Plus hat diese Filme nicht aus dem Programm genommen, sondern in den Erwachsenenbereich verlegt. Informieren und Kontextualisieren, ohne in strengen Revisionismus zu verfallen, erscheint uns eine sinnvolle Herangehensweise.“
Aufgezwungene Vorsicht
Dem Essayisten Sami Biasoni hingegen geht das Vorgehen von Disney Plus zu weit, wie er in Le Figaro erläutert:
„Obwohl die Kultur der Vorsicht in den USA nicht neu ist, kann man es nicht hinnehmen, dass sie zur Norm wird, vor allem im Bereich des künstlerischen Ausdrucks. Sie ist nichts anderes als ein sanftes Hinführen zu einer blinden Zensur, die sich nach schonungslosen Löschkriterien richtet. Die Tartuffes der Postmoderne geben sich nicht damit zufrieden, andere zum Bedecken des Busens zu beschwören, den sie selbst nicht sehen wollen. Sie beanspruchen das Recht darauf, vorzugeben, warum dessen Anblick repressiv ist, dessen Betrachter öffentlich zu verwarnen und all ihren Zeitgenossen die Bedingungen ihrer Erlösung aufzuzwingen.“