Griechenland: Arbeitskampf-Erfolg der Auslieferer
Der Lieferdienst efood wollte in Griechenland 115 Auslieferer von Angestellten zu freien Mitarbeitern machen - oder entlassen. Ihr Protest stieß auf enorme gesellschaftliche Unterstützung: Tausende Kunden deinstallierten in den letzten Wochen die App des Unternehmens, um Druck auszuüben. Nun hat efood angekündigt, über 2.000 Zusteller mit unbefristeten Verträgen einzustellen. Die Medien sind begeistert.
Solidaritätswelle aus gesundem Eigeninteresse
Documento erklärt, warum die Protestierenden so viel Unterstützung aus der Gesellschaft bekommen haben:
„Die efood-Beschäftigten haben einen doppelten Sieg errungen: Zum einen haben sie unbefristete Arbeitsverträge erhalten und zum anderen wirkt sich ihr Sieg auf die Gesellschaft selbst aus: eine Gesellschaft, die sich weitgehend mit den efood-Beschäftigten identifiziert ... Tausende von Arbeitnehmern im ganzen Land standen ihnen bei, denn die meisten von ihnen erleben tagtäglich gleiche (vielleicht sogar noch schlimmere) Bedingungen an ihren Arbeitsplätzen. Es geht also nicht nur um die Firma efood, sondern auch darum, warum der Staat hunderten Unternehmen erlaubt, mit den Praktiken dieser Plattform zu arbeiten.“
Lehrreicher Sieg für die Gewerkschaften
Endlich mal eine richtige Gewerkschaftsbewegung, freut sich die linke Tageszeitung Avgi:
„Tausende unterstützten sie. Per Definition wird ein Klassenkampf von Arbeitern geführt und nicht von professionellen Gewerkschaftern. Nicht einmal eine Woche später hat ihr Kampf Ergebnisse gebracht ... Das ist nicht der Zusammenbruch des Kapitalismus, aber wir können festhalten, dass ähnliche Unternehmen, die die Arbeitsverhältnisse ihrer Mitarbeiter verändern wollen, jetzt sehr ernsthaft darüber nachdenken werden. Kurz gesagt, Syndikalismus und Solidarität - online und in der Praxis - bringen Ergebnisse. Der erste wirkliche Sieg wird natürlich die Erfüllung der Forderungen der Arbeitnehmer in diesem speziellen Unternehmen sein.“