Litauen: Wie umgehen mit den vielen Migranten?
Seit Belarus verstärkt Durchreisende die Grenze nach Litauen und Polen passieren lässt, hat sich die Situation im Grenzgebiet verschärft. In Litauen protestieren Schutzsuchende gegen die schlechten Lebensbedingungen. Im Gebiet zwischen Polen und Belarus wurden vor einigen Tagen mehrere Tote gefunden. Die litauische Landespresse ist uneins, welcher Umgang mit den Einwanderern angemessen und zielführend wäre.
Skylla und Charybdis
Publizist Liudas Dapkus beschreibt in Delfi, wie die aktuellen Ereignisse eine nicht unwillkommene Abschreckungswirkung auf dem Niveau griechischer Mythologie entfalten:
„Erinnert ihr euch an Skylla und Charybdis? Die mythologischen Ungeheuer, die von beiden Seiten einer Meerenge auf die Reisenden lauerten. ... Würden heutzutage die Reisenden aus Asien und dem Nahen Osten so eine Legende erzählen, würden sie auch zwei Ungeheuer nennen. Eines heißt Polen. Das andere - Litauen. Wir sollten uns bemühen, dass diese Erzählung möglichst weit und mit besonders abschreckenden Details verbreitet wird. Die ersten Folgen der Reihe werden schon erzählt. ... Die BBC zeigte die Reportage 'Freezing to death on the edge of the EU'.“
Niemals Dänemark nacheifern
Anthropologin Gražina Bielousova warnt auf Lrt, dass Litauen nicht, wie von einigen Politikern gefordert, dem dänischen Vorbild folgen sollte:
„Dänemark winkt mit einem Angebot (humanitäre Hilfe und Investitionen), das Ruanda nicht ablehnen kann, und bereitet sich vor, unerwünschte Elemente aus dem eigenen Land auf den 'Schwarzen Kontinent' zu verlegen. Aber das bedeutet nur, dass Ruanda von Dänemark abhängig bleibt. Dänemark wiederum verlegt die eigenen Probleme weiterhin außerhalb Europas, exportiert Plastikmüll nach Malaysia oder in der EU verbotene Chemikalien in weniger entwickelte Länder. Wenn man hier dem dänischen Vorbild folgt, wäre das eine historische Schande. Migranten sind kein Müll und Drittländer sind keine Deponie.“