Spanien debattiert über Rassismus im Fußball
Am Sonntag wurde der brasilianische Real-Madrid-Spieler Vinicius Junior von Fans bei einem Spiel in Valencia zum wiederholten Mal rassistisch beleidigt. Das Spiel wurde unterbrochen, es kam zu Gewaltausbrüchen. Später kam es zu Festnahmen wegen einer an einer Madrider Brücke aufgehängten braunen Puppe im Vinicius-Trikot. Der Fall sorgt unmittelbar vor den spanischen Regional- und Kommunalwahlen für Aufsehen.
Nicht nur Millionäre sind betroffen
Der afrokubanische Journalist Abraham Jiménez Enoa fordert in El País mehr gesellschaftliches Engagement:
„Es ist traurig, dass wir heute wegen des Falles Vinicius über Rassismus in Spanien sprechen und nicht wegen der Existenz dieses Phänomens an sich. ... Wir sprechen heute über Rassismus, weil ein Spieler Real Madrids, ein Millionär, betroffen ist. ... Wäre das nicht so, würde niemand den Mund aufmachen. Natürlich gibt es Rassismus in Spanien. Er prägt den Alltag von uns Nichtweißen. ... Die spanische Gesellschaft als Ganzes muss ihn ausrotten. ... Es ist unsinnig, in einem Fußballstadion ein Banner mit der Aufschrift 'Nein zu Rassismus' hochzuhalten und dann zuzulassen, dass die Fans schwarze Spieler als Affen beschimpfen.“
Ganz plötzlich ein Wahlkampfthema
Vor dem Vorfall war Rassismus kaum ein Thema bei den Debatten zu den Wahlen am kommenden Sonntag, analysiert Ctxt.es:
„Der Wahlkampf hat eine 180-Grad-Wende vollzogen. ... Die offene Ablehnung von Rassismus durch Entscheidungsträger und große Medienkonzerne ist neu und hat unabsehbare Folgen. ... Wahrscheinlich werden die Verlage, die plötzlich wie auf Anweisung von Malcolm X handeln, künftige Pakte zwischen PP und Vox deutlich kritisieren. Solche Pakte würden genau jenen Ultrarechten die Kontrolle über die Institutionen des Landes verschaffen, die kürzlich die Ausweisung eines schwarzen Podemos-Abgeordneten mit spanischer Staatsbürgerschaft gefordert haben. ... Selten hat sich ein Land in so wenigen Stunden so sehr verändert.“