Tschechien: Tempo 150 auf Autobahnen?
In Tschechien soll die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen von 130 auf 150 Kilometer pro Stunde erhöht werden. Das hat das Unterhaus in Prag beschlossen. Wegen des schlechten Zustands der Autobahnen soll Tempo 150 jedoch nur auf wenigen ausgewählten Abschnitten möglich sein. Kommentatoren halten das Projekt für falsch.
Zeitersparnis ist ein Trugschluss
Lidové noviny gibt zu bedenken:
„Eine Erhöhung der Höchstgeschwindigkeit auf bis zu 150 km/h bringt uns nicht voran. Die Qualität unserer Autobahnen ist meist nicht ausreichend, um sie so schnell befahren zu können. Darüber hinaus kann die Erhöhung der Geschwindigkeit auf einigen kürzeren Abschnitten den Verkehr eher verlangsamen, was eine Folge von Geschwindigkeits-Unregelmäßigkeiten ist. Obendrein führt laut bisherigen Studien eine Erhöhung der Geschwindigkeit zu einer höheren Unfallrate und natürlich zu einem höheren Kraftstoffverbrauch. Der Autoklub ČR, der Gemeindeverband und das Ministerium für Industrie und Handel waren daher gegen eine Erhöhung der Höchstgeschwindigkeit.“
Bipolarer Fahrstil ahoj!
Petr Honzejk von Hospodářské noviny ist der Ansicht, dass die neue Regel unter den realen Bedingungen des tschechischen Autobahnnetzes nur Irrsinn produzieren kann:
„Um es klar zu stellen. Der Autor hat nichts gegen höhere Geschwindigkeiten. ... Wenn man auf einer durchgehenden deutschen oder polnischen Autobahn, auf der mehrere Fahrspuren ein reibungsloses Überholen ermöglichen und jeder an hohe Geschwindigkeit gewöhnt ist, schnell und problemlos fährt, ist das großartig und sicher. Aber das neue Modell 'von Null auf 200 und wieder zurück' hier ist etwas ganz anderes, mit ganz anderen möglichen Konsequenzen, auch im Hinblick auf die Sicherheit. Niemand möchte einem Verkehrsteilnehmer mit bipolarer Störung begegnen. Noch weniger können wir brauchen, dass der Staat solche Fahrertypen hervorbringt.“