Kyjiw verbannt Russisch aus dem Kulturleben
Der Kyjiwer Stadtrat hat die öffentliche Nutzung von Kulturprodukten in russischer Sprache untersagt. Betroffen sind Bücher, Lieder, Theaterstücke und Kulturangebote, selbst wenn es sich um Werke ukrainischer Autoren handelt. Allerdings hat der Stadtrat nicht die Kompetenz, solche Verbote rechtskräftig zu erlassen – weshalb es vorerst auch keine Sanktionen bei Verstößen gibt.
Diskriminierung auf breiter Front
Der Blogger Andreu Movtchan beklagt auf seiner Facebook-Seite die Ausgrenzung einer großen Gruppe von Ukrainern:
„Hauptstadt-Bewohner, Flüchtlinge aus den östlichen Regionen und all jene, für die der russischsprachige Teil der Kultur und Geschichte der Stadt wesentlicher Bestandteil ihrer Identität ist. Noch bis gestern musste ich Ausländer bei der Erläuterung der Sprachsituation im Lande manchmal davon überzeugen, dass es übertrieben sei, von Sprachverboten in der Ukraine zu sprechen; dass es zwar ein Problem der institutionellen Diskriminierung von Russischsprechenden in einer Reihe von öffentlichen Bereichen gibt, aber keine formellen Verbote für den Gebrauch der russischen Sprache. Nach der Entscheidung des Kyjiwer Stadtrats werde ich das nicht mehr sagen.“
Kultureller Kahlschlag
Der Schriftsteller und Drehbuchschreiber Andrej Kokotjucha lehnt auf NV ein übertriebenes Vorgehen gegen alles Russische ab:
„Der Antiquitätenmarkt bei der U-Bahn-Station Pochayna ist eine der wenigen Kultstätten für Kyjiwer Bücherfreunde. Dort findet man ins Russische übersetzte Bücher, für die es keine ukrainische Übersetzung gibt. Ich weiß nicht, wer heutzutage noch Maurice Druons historische Romane, Sidney Sheldons Detektivgeschichten, Frederick Forsyths Spionageromane oder Danielle Steeles Melodramen braucht. Aber wenn ich etwas nicht weiß, heißt das nicht, dass es diese Leser nicht gibt. Was ich weiß, ist, dass diese und andere Übersetzungen in der russischen Fassung keine Bedrohung für den Staat darstellen.“