Barbie - der Film: Feminismus in Pink?

Mit Barbie kommt die bekannteste Plastikfigur der Welt in die Kinos. Seit Wochen und Monaten sind Rosa und Pink in den sozialen Medien im Trend. Und eine große Fast-Food-Kette hat sogar Burger mit rosa Soße verkauft. Doch eigentlich soll der Film genau das hinterfragen: Konsum, Machtverhältnisse. Ob das gelingt, bewertet Europas Presse höchst kontrovers.

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Süddeutsche Zeitung (DE) /

Marketingcoup aus dem Hause Mattel

Der Film instrumentalisiert den Feminismus, um damit Kasse zu machen, kritisiert die Journalistin und Schriftstellerin Johanna Adorján in der Süddeutschen Zeitung:

„Erwachsene Menschen, ausgehungert nach Kinofilmen ohne Superhelden, ... strömen ins Kino, und bescheren dem ohnehin hochgestimmten Spätkapitalismus einen weiteren Riesenlacher. Was hatte man uns traurigen Konsumenten noch mal versprochen, 'Barbie' sei ein satirischer Blick auf Konsumverhalten, Feminismus und toxische Maskulinität? Herzlichen Glückwunsch an die Marketingabteilung von Mattel, besser hätte das alles wirklich nicht laufen können.“

eldiario.es (ES) /

Zeiten ändern sich

Ana Requena Aguilar, zuständig für Gender-Fragen bei eldiario.es, freut sich über den gesellschaftlichen Fortschritt:

„Nur mit so einer Geschichte können sich Legionen von Frauen und Mädchen mit Barbie versöhnen. ... Es gibt einen neuen, gesunden Menschenverstand, der seine Wurzeln im Feminismus und der LGTBI-Bewegung hat. Er prägt unsere Vorstellung von der Welt, in der wir leben wollen. ... Barbie kann nicht mehr dieselbe sein wie in den 1980er Jahren, weil wir nicht mehr dieselben sind. Ken kann nicht derselbe sein. Auf seiner Suche nach einer neuen Identität schwankt er zwischen Autoritarismus und Zweifeln. ... Das kommt uns bekannt vor.“

Nowaja Gaseta Ewropa (RU) /

Ein Manifest der Emanzipation

Nowaja Gaseta Ewropa ist des Lobes voll für einen ebenso engagierten wie irrwitzigen Film:

„Hand aufs Herz, in keiner Mainstream-Komödie der ganzen Filmgeschichte kommt das Wort 'Patriarchat' so oft vor. 'Barbie' ist nicht nur eine Komödie, sondern auch ein Manifest für Gleichberechtigung, ein humorvoller Leitfaden für Gender-Fragen und eine Quelle für Zitate und Memes auf Jahre hinaus. Die Unverblümtheit und Schärfe, mit der Gerwig und [Drehbuchautor] Baumbach die ungerechte Gegenwart abwatschen, lässt einen grinsend den Kopf gegen die Plastikwellen des Traumstrandes knallen.“

Newsweek Polska (PL) /

Wir stehen wieder am Anfang

Kolumnistin Dominika Olszyna sieht in Newsweek Polska im angeblichen Feminismus des Barbie-Films einen großen PR-Stunt:

„Der Überfluss an Rosa ist in die Regale zurückgekehrt, wie in meiner Kindheit, nur jetzt in Geschäften, in denen Erwachsene einkaufen. Angeblich sollten wir dank des Barbie-Films neu darüber nachdenken, was mit dem Feminismus, den Erwartungen an Frauen und Männer und dem Konsumverhalten geschehen ist, aber wir stehen wieder am Anfang. Die einzige Schlussfolgerung, die wir ziehen können, ist, dass selbst die perfekte Puppe es schwer haben kann, und dass das Leben kompliziert ist. Barbie ist in der Krise, Ken ist in der Krise, wir alle sind in der Krise. Um unsere Stimmung zu verbessern, können wir uns etwas Pinkes kaufen.“