Femizid in Athen: Warum hat die Polizei versagt?
Eine 28-jährige Frau ist vor der Polizeistation in einem Athener Vorort von ihrem Ex-Partner mit mehreren Messerstichen getötet worden. Sie hatte die Beamten gebeten, sie nach Hause zu fahren, weil sie sich bedroht fühle, doch diese hatten sie an die Polizei-Notrufnummer 100 verwiesen. Dort wies man sie mit den Worten "Wir sind kein Taxidienst" ab. Die Landespresse sieht grundlegende Missstände.
Ein Problem im System
Das Webportal In schreibt:
„Hinter diesem Mord steckt viel mehr als die völlige Gleichgültigkeit und der grundlegende Mangel an Professionalität eines, zweier oder mehrerer Polizeibeamter. Der Fall offenbart auf tragische Weise die Unzulänglichkeit des staatlichen Schutzes. Nicht sein Scheitern, denn auch ein Scheitern setzt zumindest eine vorherige Anstrengung voraus. Diese Anstrengung ist nicht da, wenn die Polizei in bürokratischen Verfahren, in Formalitäten, in einer Beamtenmentalität anderer Zeiten stecken bleibt.“
Von Taxifahrern lernen
Für Protagon-Journalistin Lila Stampouloglou haben die Polizisten ihre Pflicht missachtet:
„Ein Streifenwagen ist definitiv kein Taxi. Wobei viele Taxifahrer in gewisser Weise Polizeiautos sind, wenn ich das so sagen darf. ... Ich hatte schon viele davon. Taxifahrer, die geduldig darauf gewartet haben, dass ich die Haustür aufschließe, wenn sie mich zu Hause abgesetzt haben, während der Stunden, in denen die Nachbarschaft in Stille versunken war. ... Aber andere werden dafür bezahlt, dich zu beschützen, das ist keine Frage des Mitgefühls. Wenn du sie um Hilfe bittest, ist es ihre Pflicht, sie zu leisten. Die Vorschriften sehen nicht vor, dass der Streifenwagen zum Taxi wird, aber unter bestimmten Bedingungen sollte er es sein.“
Polizei kann nicht glaubwürdig vor Gewalt schützen
Blogger Pitsirikos ruft die zahlreichen Fälle von Polizeigewalt in Griechenland in Erinnerung:
„Schaffen wir ein System, eine Agentur zum Schutz misshandelter Menschen, und lassen wir die Polizei aus diesem System heraus. Denn erstens wurde die Polizei in dieser Angelegenheit in Agioi Anargyroi mit dem Mord an Kyriaki Griva für immer 'verbrannt'. Zweitens: Versteht nicht jeder, dass es dumm ist, wenn eine missbrauchte Person um Hilfe und Schutz bei der Polizei bitten muss, die die größte Gewalttäterin in der griechischen Gesellschaft ist und Tausende von Menschen verprügelt hat?“