Italien: Wirbel um Boxerin Imane Khelif

Die Boxerinnen Lin Yu-ting aus Taiwan und Imane Khelif aus Algerien nehmen bei Olympia teil, nachdem sie von der Box-WM 2023 ausgeschlossen waren - wegen nicht bestandener Geschlechtstests. Khelif tritt heute gegen die Italienerin Angela Carini an. Mitglieder der rechtskonservativen Regierung Italiens sprechen von einem unfairen Kampf, weil Khelif angeblich ein Mann sei.

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La Repubblica (IT) /

Schläge von rechts

La Repubblica stellt klar:

„Sie ist eine Frau, nicht ein Mann, der eine Frau schlägt. … Wie fast immer werden Athleten herumgezerrt von denen, die sie benutzen wollen, und die Politik tut dies auf vielerlei Weise. Eine Boxerin, die voll berechtigt ist, an den Olympischen Spielen teilzunehmen, wird zu einer Bedrohung für die Sicherheit einer Gegnerin, in diesem Fall einer Italienerin. Es ist Pech für Imane Khelif, dass ein Teil unserer Politik nur darauf gewartet hat, die Boxhandschuhe anzuziehen und wahllos Schläge auszuteilen, völlig blind, ohne technische oder medizinische Untermauerung. Es gibt Regeln, und wer sich daran hält, kann an den Olympischen Spielen teilnehmen, wenn er die Voraussetzungen dafür erfüllt.“

Polityka (PL) /

Politisch motivierter Kulturkampf

Die Debatte wird von bestimmten Gruppen aufgebauscht, um sie politisch zu instrumentalisieren, warnt Polityka:

„Die Besessenheit, man kann es nicht anders nennen, in Bezug auf Trans- [und intergeschlechtliche] Sportler ist nichts Neues. Es gibt so viele Diskussionen über die Zulassung von Trans-Athleten zu Wettkämpfen, dass man fast meinen könnte, sie würden den Sport bald dominieren. ... Die Diskussionen finden nicht in einem politisch neutralen Raum statt. ... Schon jetzt zeigt sich, wie eifrig diese kleine Minderheit für sogenannte Kulturkämpfe genutzt wird, damit die westlichen Gesellschaften destabilisiert werden.“

Le Figaro (FR) /

Eindeutige Regelung vonnöten

Die Schriftstellerin Marguerite Stern fordert in Le Figaro eine klare Differenzierung zwischen Intergeschlechtlichkeit und Transsexualität:

„Die Frage stellte sich bereits bei Caster Semenya [intergeschlechtliche mehrfache Olympiasiegerin]. ... Sie wird sich auch in Zukunft wieder stellen und man wird sie lösen müssen. Und deshalb halte ich es für unfair, intergeschlechtliche Menschen mit Transmenschen zu verwechseln. Denn erstere tragen von Geburt an eine von der Natur auferlegte Dualität in sich. ... Transmenschen hingegen entscheiden sich freiwillig für diese Form der Dualität und alle damit einhergehenden körperlichen Verformungen. Unterdessen liegt die Priorität natürlich darin, darauf zu achten, dass die Mehrheit nicht aus Sorge um die Einbeziehung einer Minderheit benachteiligt wird, und Frauen zu schützen.“