Slowakei: Entlassungswelle in Kulturinstitutionen

Die slowakische Kulturministerin von der nationalistischen Partei SNS, Martina Šimkovičová, sorgt mit Personalentscheidungen für Aufregung: Sie entließ die Leitungen wichtiger staatlicher Kultureinrichtungen. Zuvor war sie maßgeblich an der umstrittenen Umgestaltung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks beteiligt gewesen. Die Landespresse verurteilt das Vorgehen scharf.

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Pravda (SK) /

The winner takes it all

Pravda erkennt ein Muster:

„Kulturministerin Martina Šimkovičová hat den Direktor des Slowakischen Nationaltheaters, Matej Drlička, entlassen. Für einige kam die Nachricht wie ein Blitz aus heiterem Himmel, tatsächlich ist sie jedoch nur eine logische Fortsetzung der Politik der Ressortchefin. ... Es geht nicht darum, ob Drlička ein guter oder ein schlechter Chef war. In der Slowakei gilt: The winner takes it all – und im Sinne dieses Mottos kann die Ministerin tun und lassen, was sie will. Und wie zu erwarten war, entließ sie unmittelbar danach die Leiterin der Nationalgalerie, Alexandra Kusej. Andere werden folgen. Warum? Sie werden von den jetzt Regierenden nicht gemocht.“

Aktuality.sk (SK) /

Das hat es seit Jahrzehnten nicht gegeben

Um Inhalte geht es der Ministerin nicht, kommentiert Aktuality.sk:

„Wir sind Zeugen von Säuberungen, die keinen anderen Zweck haben, als Schaden anzurichten. ... Zeugen sinnloser Kulturkriege, die nichts mit Kultur zu tun haben – was der Ministerin offenbar niemand gesagt hat. Fast 190.000 Menschen unterzeichneten den offenen Aufruf zum Rücktritt von Ministerin Martina Šimkovičová. Eine Unterzeichnerin, die Künstlerin und Hochschullehrerin Professorin Ilona Németh, wurde bereits von der Polizei vorgeladen. Das hat es hier seit Jahrzehnten nicht gegeben. Politik schadet der Kultur. Aber Kultur überlebt Politiker. Sogar diese Schurken, die ihr absichtlich Schaden zufügen.“