Britische Bauern protestieren gegen Erbschaftssteuer
Besitzer von Agrarland sollen laut Plänen der britischen Labour-Regierung künftig nicht mehr wie bisher von der Erbschaftssteuer ausgeschlossen sein – sofern ihr Hof mehr als eine Million Pfund (rund 1,2 Mio. Euro) wert ist. Damit solle ein Steuerschlupfloch gestopft werden. Dagegen protestieren Bauern und argumentieren, dass ihre Höfe dann nicht weiter existieren könnten. Die Presse wägt die Argumente ab.
Reiche Landbesitzer müssen ihren Beitrag leisten
Die neue Regelung geht für The Guardian in die richtige Richtung:
„Es gab keinen guten Grund, warum landwirtschaftliche Betriebe weiterhin von der Erbschaftssteuer befreit bleiben sollten. Im Gegenteil, gegen die zunehmende Nutzung von Land als Möglichkeit zur Steuervermeidung für Wohlhabende musste vorgegangen werden. ... Tatsache ist, dass Hochprivilegierte die Hauptnutznießer des bestehenden Systems sind. Zwischen 2018 und 2020 gingen Erbschaftssteuererleichterungen in Höhe von fast 600 Millionen Pfund an rund 200 Anwesen. ... Für jedes davon wurde mehr als eine Million an Steuererleichterungen geltend gemacht. Selbst wenn die Änderung in Kraft tritt, wird Agrarland nur halb so stark besteuert wie andere Vermögenswerte.“
Bedrohung für eine ganze Branche
Labour sollte die Ängste der Bauern ernst nehmen, mahnt hingegen The Times:
„Die Landwirtschaft macht nur einen kleinen Teil der britischen Gesamtwirtschaft aus, liefert aber rund die Hälfte der in britischen Haushalten konsumierten Lebensmittel und beschäftigt fast eine halbe Million Menschen. Und sie hat zu kämpfen. Eine Reihe von Faktoren zwingen sie zu großer Anpassungsfähigkeit. Dazu gehören der Klimawandel, Subventionskürzungen und der Wettbewerbsdruck, der durch den Brexit entsteht. Die Führung eines landwirtschaftlichen Betriebs ist aufgrund des Drucks auf die Gewinnspannen mit einer gewissen Unsicherheit verbunden. In diesem Zusammenhang stellen Änderungen der Erbschaftssteuer eine große Bedrohung für die Landwirtschaft dar.“