Slowakei: Eine Bluttat und ein polarisiertes Land

Ein 18-jähriger Schüler hat in der slowakischen Gemeinde Spišská Stará Ves die stellvertretende Direktorin und eine Mitschülerin erstochen sowie weitere Menschen verletzt. Der Täter wurde festgenommen, über sein Motiv ist noch nichts bekannt. Muss man die Tat in einem größeren Zusammenhang sehen?

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Aktuality.sk (SK) /

Politiker radikalisieren die Gesellschaft

Aktuality.sk bringt die Bluttat mit einem Vorfall in Zusammenhang, als ein Gymnasiast Präsident Pellegrini wegen der russlandfreundlichen slowakischen Politik den Handschlag verweigerte, worauf Premier Fico sagte, er hätte dem Jungen ein paar Ohrfeigen verpasst:

„Es gibt Politiker, die das Gefühl vermitteln, dass Gewalt, ein paar Ohrfeigen, eine normale Problemlösung oder Abrechnung sei. Es ist eine Katastrophe, wenn zu diesen Politikern der Premier gehört, der selbst Ziel eines Gewaltverbrechens war und dabei fast sein Leben verloren hätte. Anstatt Frieden und Ruhe in den öffentlichen Raum zu bringen, kehrte er voller Wut und Rachsucht zurück und verbreitet diese in der gesamten Gesellschaft. ... Der sich radikalisierende Wortschatz der einflussreichsten Personen des Staates, eine weitere Polarisierung der Gesellschaft und dergleichen erschweren die Situation in unserem Land.“

Pravda (SK) /

Lieber bei der Prävention ansetzen

Pravda hält es für übertrieben, einen Zusammenhang zwischen der Bluttat und den Äußerungen von Spitzenpolitikern zu ziehen:

„Natürlich beeinflusst das Verhalten von Politikern die Atmosphäre in der Gesellschaft. Doch unabhängig von den politischen Ereignissen muss berücksichtigt werden, dass es in der Gesellschaft immer Verrückte geben wird, die zur Waffe greifen. Wenn etwas erforderlich ist, dann psychische Gesundheitsfürsorge und Aufmerksamkeit für das jeweilige Umfeld. Schulen könnten manchmal tragische Ereignisse verhindern, wenn sie problematischen Schülern frühzeitig mehr Aufmerksamkeit schenken würden. Und das gilt ganz allgemein für uns alle.“