Cyberangriff auf TV 5 Monde
Unbekannte Hacker haben in der Nacht zum Donnerstag das weltweite Programm des französischsprachigen Senders TV 5 Monde lahmgelegt und auf dessen Website Drohbotschaften der Terrormiliz IS hinterlassen. Kommentatoren fordern, endlich die IT-Systeme sensibler Infrastruktur vor solchen Angriffen besser zu schützen. Zugleich kritisieren sie, dass viele Staaten gar kein Interesse haben an einer gemeinsamen Cyber-Abwehr.
Halbherziger Kampf gegen Cyberattacken
Die internationale Gemeinschaft klagt zwar über Cyberangriffe, hat zugleich aber kein Interesse an einem koordinierten Kampf dagegen, kritisiert die linksliberale Süddeutsche Zeitung: "Die Welt ist so vernetzt, dass man überall und gegen jedes Ziel sabotieren und spionieren kann. Wie die westlichen Cyberangriffe auf Irans Atomanlagen gezeigt haben, kann man sogar Industrieanlagen zerstören. Die nächsten Angriffe könnten Kraftwerken gelten, Flugzeugen, Raketen. ... Auch die US-Regierung gehört regelmäßig zu den Opfern. ... Die Weltgemeinschaft hätte sich längst ein verbindliches Regelwerk für den Cyberspace geben und sich in der Abwehr von Angriffen durch Terrorgruppen oder Kriminelle abstimmen müssen. Aber die großen Regierungen haben daran kein Interesse, weil sie die neue technische Wunderwelt längst selbst zum eigenen Vorteil erforschen. Amerikaner und Chinesen etwa hacken sich durch die gegnerischen Militärgeheimnisse und würden sich deswegen nie einer höheren Instanz unterwerfen, etwa einem Schiedsgericht der UN für Cyberfälle."
IT-Sicherheit nicht auf leichte Schulter nehmen
Die Cyber-Attacke auf TV 5 Monde zeigt, dass Frankreich seine IT-Systeme besser schützen muss, meint die konservative Tageszeitung Le Figaro: "Indem sich die Dschihadisten hinter dem Deckmantel eines 'Cyberkalifats' verstecken, richten sie die Waffen unserer offenen Gesellschaften gegen uns. ... Es gibt keinen Grund, sich von einer Hackerbande beeindrucken zu lassen, die sich im virtuellen Raum versteckt und deren technologisches Geschick zum Scheitern gebracht werden kann - vorausgesetzt unser Schutz wird verbessert. Die Warnung fordert uns dazu auf, die Schwächen unserer anfälligsten IT-Systeme auszumerzen: Züge, Flughäfen, Atomkraftwerke, Verteidigungssysteme. ... Man wagt es kaum, sich vorzustellen, was eines Tages passieren könnte, wenn wir die Herausforderungen der Internetsicherheit auf die leichte Schulter nehmen."
Dschihad-Hacker haben IS geschadet
Cyberangriffe auf Medien wie TV 5 Monde machen den Islamischen Staat für Außenstehende nur noch unattraktiver, meint die linksliberale Tageszeitung The Guardian: "In gewisser Weise haben die Cyberattacken wie auf TV Monde den betroffenen Medien gedient, weil sie deren Verwundbarkeit in diesem Bereich aufgezeigt haben. Doch was hat der IS außer dem wirklich erreicht? ... Die erfolgreiche Übernahme eines französischen medialen Kanals für ein paar Stunden wird vielleicht die Moral bei Teilen des IS heben, darüber hinaus könnte sie sich aber als kontraproduktiv erweisen. Das Hacken selbst und die Rohheit der Botschaft werden den IS für jene, die nicht schon ohnehin seine Anhänger sind, kaum attraktiver machen. So lange wir Propaganda als solche erkennen, wie etwa auch Russlands Versuch, seine Sicht der Ukraine-Krise anderen aufzuzwingen, haben jene versagt, die die öffentliche Meinung im Westen beeinflussen wollen."