Anschlag auf Christen in Lahore
Mit dem Selbstmordanschlag im pakistanischen Lahore am Ostersonntag wollte eine Splittergruppe der Taliban nach eigenen Angaben gezielt Christen treffen. Mindestens 72 Menschen starben, darunter 35 Kinder, als sich der Attentäter in einem belebten Park in die Luft sprengte. Kommentatoren fordern mehr Schutz für christliche Minderheiten in muslimischen Ländern.
Friedliche Koexistenz offenbar unmöglich
Die Verfolgung von Christen in vielen Teilen der Welt deutet darauf hin, dass ein gewaltloses Miteinander der verschiedenen Religionen ein Wunschtraum bleibt, klagt die liberale Tageszeitung Irish Examiner:
„Es ist wenig überraschend, dass Pakistans Christen ihrer Regierung vorgeworfen haben, nicht genug für ihren Schutz zu tun. Sie sind nicht alleine. Christen in Indien, Burma, Ägypten, Nigeria, Nordkorea, im Iran und in vielen, vielen anderen Ländern sind nach den Worten des US-Journalisten John L. Allen Jr. 'eine völlig neue Generation christlicher Märtyrer. ... Das Massensterben ist das größte Menschenrechtsproblem der heutigen Zeit'. ... Man sollte doch glauben, dass Menschen in aller Welt einen Weg finden, trotz Meinungsverschiedenheiten friedlich zusammenleben zu können. Die Indizien deuten leider darauf hin, dass wir dazu nicht imstande sind. Was für ein dunkles und entmutigendes Omen.“
Religiöse Toleranz darf keine Einbahnstraße sein
Westliche Regierungen müssen muslimische Staaten viel stärker als bisher dazu drängen, christliche Minderheiten zu schützen, fordert die konservative Tageszeitung Financial Times nach dem Anschlag:
„Westliche Regierungen sollten lautstärker und aktiver auf die Notlage von Christen aufmerksam machen. Es wird zunehmend schwieriger werden, die Ideale des Multikulturalismus und der religiösen Toleranz im Westen zu verteidigen, wenn diese Vorstellungen in anderen Teilen der Welt bekämpft werden und westliche Regierungen dazu schweigen. Die Stimmen anti-muslimischer Populisten wie Donald Trump in den USA oder Rechtsextremer in Europa sind bereits laut und gut vernehmbar. Es wird für sie ein Leichtes sein, darauf hinzuweisen, dass vom Westen eine Toleranz gegenüber muslimischen Einwanderern verlangt wird, die muslimische Staaten gegenüber religiösen Minderheiten in ihrer Mitte nicht zeigen wollen oder können.“
Geheimdienste müssen sich Nato-weit vernetzen
Der Anschlag im pakistanischen Lahore führt erneut vor Augen, dass die internationale Gemeinschaft im Kampf gegen den Terror enger zusammenarbeiten muss, erklärt die regierungsnahe Tageszeitung Daily Sabah:
„Es muss auf jeden Fall ein Kooperationsnetzwerk zwischen den Geheimdiensten verschiedener Länder etabliert werden. Der jüngste Gipfel der EU-Führer war ein sichtbares Beispiel dafür, wie oberflächlich diese Kooperation bisher ist. In den letzten zwei Jahren haben die EU-Mitgliedsstaaten versucht, eine gemeinsame Datenbank durchzusetzen, die alle Passagierlisten von Flügen in die EU und aus der EU umfasst. Nicht einmal das konnte bis jetzt erreicht werden. Es wäre eine sehr gute Idee, einen Nato-weiten Kooperationsrahmen für solch eine Zusammenarbeit einzuführen.“