Golf-Diplomatie: Finnischer Präsident bei Trump

Finnlands Staatschef Alexander Stubb war am Wochenende überraschend in Florida, golfte mit Donald Trump – und sprach mit ihm ausführlich über den Ukraine-Krieg. Kurz darauf erklärte Trump, er sei "wütend und stinksauer" auf Putin, da dieser die Legitimität der ukrainischen Führung anzweifle. Trump drohte bei mangelnder Friedensbereitschaft mit neuen Sanktionen gegen Russland. Hat die Visite etwas bewegt?

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Helsingin Sanomat (FI) /

Europas Botschaft ist angekommen

Stubb hat das Treffen mit Trump effektiv genutzt, freut sich Helsingin Sanomat:

„Natürlich besteht die Gefahr, sich im Umgang mit dem unberechenbaren Trump die Finger zu verbrennen. ... Aber Stubb hatte auf dem Pariser Gipfel Zeit gehabt, seinen Besuch mit den EU-Staats- und Regierungschefs und Wolodymyr Selenskyj zu besprechen. Obwohl es sich auf den ersten Blick nur um eine entspannte Golfrunde handelte, ist klar, dass Stubb auch als Europas Botschafter in Florida war. Die wichtigste Botschaft an Trump war, dass eine klare Frist für den Waffenstillstand in der Ukraine gesetzt werden muss, beispielsweise bis Ostern, und dass Putin nicht weiter auf Zeit spielen darf. Diese Botschaft stieß auch in Florida auf offene Ohren.“

Turun Sanomat (FI) /

Nicht zum Spielball des US-Präsidenten werden

Turun Sanomat befürchtet, Finnland könnte in den Verdacht geraten, sich bei der US-Administration einschmeicheln zu wollen:

„Es ist schwierig, die konkrete Bedeutung des Treffens zu beurteilen. Zudem verfolgt Trump die Interessen der USA selbst auf Kosten seiner Verbündeten, so dass die Auswirkungen eines einzigen Treffens auf Trumps Politik nicht überbewertet werden sollten. Die Golfdiplomatie hat auch ihre Risiken. Trump wird das Treffen in seiner eigenen Kommunikation nutzen, was den Eindruck erwecken könnte, dass Finnland vor einem unberechenbaren Präsidenten katzbuckelt, um seine eigenen Interessen zu fördern.“

Nikolai Mitrochin (RU) /

In Saudi-Arabien geht es dann zur Sache

Stubb hat Trump einen wichtigen Impuls versetzt, schreibt Politologe Nikolai Mitrochin auf Facebook:

„Dem finnischen Präsidenten gelang es, sich dem US-Präsidenten auf Mitte-Rechts-Art zu nähern und während sieben Stunden 'Golf spielen' den rosa Nebel in dessen Verstand ein wenig zu lichten, worauf Trump erkannte, dass sowohl Putin als auch Selenskyj ihn an der Nase herumführen und die Feindseligkeiten maximal hinauszögern – und er watschte beide ab. Trumps erste Auslandsreise im Amt ist nach Saudi-Arabien geplant. Entweder trifft er dort einen zu echten Verhandlungen bereiten Putin oder er spricht mit dem dortigen König darüber, wie die Opec das Defizit ausgleichen wird, das auf dem Weltmarkt entsteht, wenn russische Öllieferungen aufgrund von US-Sanktionen ausbleiben.“