Kroatien bremst Serbiens Beitrittsverhandlungen
Brüssel hat zwei weitere Kapitel der Beitrittsverhandlungen mit Serbien eröffnet. Allerdings verhinderte Kroatien - ähnlich wie schon im Frühjahr zu anderen Themen - die Eröffnung des Kapitels zu Bildung und Kultur, was wütende Reaktionen und scharfe Kritik von serbischer Seite auslöste. Ist die Blockadehaltung Zagrebs gerechtfertigt?
Serbien tanzt auf zwei Hochzeiten
Der serbische Premier Aleksandar Vučić ist am Montag wütend früher als geplant aus Brüssel abgereist. Alles nur Show für die Russen, meint Jutarnji list:
„Dieses theatralische Benehmen Vučićs in Brüssel folgt einem gut vorbereiteten Szenario. Das alles hat mit Serbiens Beziehungen zu Russland zu tun. ... Vučić will beide Karten in der Hand halten, Russland, aber ebenso EU und Nato. Das gelingt ihm nahezu perfekt - auch mit solchen hysterischen Auftritten. Die Russen sind zufrieden und in Brüssel nimmt es ihm keiner übel. Man sei daran gewöhnt, heißt es, und es spiele keine Rolle, solange er letztlich das mache, was man von ihm erwarte. Aber die EU-Kommission muss auch begreifen, dass Kroatien nicht einfach so auf seine Ansprüche gegenüber Serbien verzichten wird, weder wenn es um die Rückgabe im Krieg erbeuteter Kulturschätze geht, noch was die Rechte der kroatischen Minderheit in Serbien betrifft.“
Balkan ist wieder Spielball der Großmächte
Besorgt zeigt sich angesichts der kroatischen Blockadehaltung die Tageszeitung Novi List und mahnt, dass allein die Achse Zagreb-Belgrad den Frieden auf dem Balkan garantieren kann:
„Als Erstes muss die serbische Elite endlich die politische Realität begreifen und akzeptieren, dass die Hegemonie Serbiens in Südosteuropa seit 1991 nicht mehr besteht. Und die kroatische Führung sollte dem Nachbarn nicht so hochnäsig Lektionen erteilen, wie man in die EU kommt. ... Denn wieder einmal drohen die Interessen der Großmächte auf dem Balkan aufeinanderzuprallen. Putins Russland will seinen Einfluss in Serbien erhalten und ihn am liebsten ausdehnen, der Westen will das mit aller Macht verhindern. Erdoğan will über die Bosniaken einen Brückenkopf für die Türkei auf dem Balkan errichten. Deshalb ist es so wichtig, dass Zagreb und Belgrad Verständnis füreinander zeigen. Nur wenn Kroatien und Serbien zumindest über die grundsätzlichen Fragen Einigung erzielen, wird es keine Instabilität und keinen Krieg in dieser Region geben.“