Macron verurteilt Kolonisierung Algeriens
Während eines Besuchs in Algerien hat Präsidentschaftskandidat Emmanuel Macron im TV-Sender Echourouk News die Kolonisierung des Landes durch Frankreich als Verbrechen gegen die Menschlichkeit bezeichnet. Frankreich müsse die Bewohner seiner früheren Kolonien um Entschuldigung bitten. Gibt Macron damit einen wichtigen Impuls, damit diese Wunde Frankreichs heilen kann oder karikiert er, nur auf Wählerstimmen aus, die Geschichte?
Riskante Verfälschung der Geschichte
Bei Le Figaro löst die Äußerung des liberalen Präsidentschaftskandidaten Entsetzen aus:
„Die Vermengung ist nicht zu entschuldigen. Sie zeigt, dass Emmanuel Macron in die Falle getappt ist, die die algerische Regierung Frankreich seit [der Unabhängigkeit Algeriens] 1962 zu stellen versucht: unser Land immer weiter Richtung Reue treiben, bis wir uns entschuldigen. Keiner unserer Politiker hat sich je dieser hartnäckigen Erpressung gebeugt. Doch der Kandidat der Bewegung En marche! ist in Algier so weit gegangen. Eine Verfälschung der Kolonialgeschichte für ein paar Wählerstimmen ist nicht nur verwerflich. Das ist auch ein sehr gefährliches Spiel in einer Zeit, in der in den französischen Banlieues zu viele junge Menschen mit Migrationshintergrund ohne Orientierung und Kultur sowieso schon Hass auf unser Land hegen und die Polizisten wie Besatzungskräfte auf 'ihrem' Gebiet behandeln. Durch seine Karikierung der Vergangenheit kann Emmanuel Macron ihnen sicher keine bessere Zukunft ermöglichen.“
Notwendiger Tabubruch
Begrüßenswert findet Macrons Worte hingegen Le Temps:
„Welche Ziele der Betroffene im Bemühen um die berüchtigten und so wichtigen Stimmen aus den Banlieues auch verfolgen mag und selbst wenn es den Kolonisatoren damals nicht darum ging, ganze Völker auszurotten - Frankreichs algerische Wunde kann ohne eine intensive Wahrheitskur und die vom früheren Wirtschaftsminister in Algier verteidigte 'Versöhnung der Erinnerungen' nie heilen. Die widerwärtige Manipulation der Geschichte durch die derzeitigen Regierenden in Algerien, die damit ihre Verfehlungen, ihre Pfründe und die zunehmende Gewalt in ihrem Land zu verteidigen suchen, sind nicht zu rechtfertigen. Dem infolge der Kolonisierung kulturell durchmischten Frankreich bringt es im Hinblick auf die näher rückende entscheidende Präsidentschaftswahl nichts, sich wegen solcher Tabus zu spalten.“