Wie stark wird PSA mit Opel?
Der französische Konzern PSA hat für 1,3 Milliarden Euro die GM-Tochtergesellschaft Opel gekauft. PSA wird damit nach Volkswagen zum zweitgrößten Automobilhersteller in Europa. Das wird dem Konzern erlauben, neue Märkte zu erschließen, freuen sich einige Kommentatoren. Andere fürchten, dass es bei Opel zu einem massiven Stellenabbau kommt.
PSA wird zum europäischen Riesen
Durch den Kauf des deutschen Autobauers führt PSA seinen Aufstieg zum globalen Erfolgskonzern fort, lobt La Tribune:
„Die Übernahme von Opel wird der Notwendigkeit gerecht, über einen soliden lokalen Sockel für Produktion und Absatz zu verfügen. Der französische Markt allein reicht da nicht aus. PSA fehlte eine europäische Dimension. Die wird nun Realität. Die ehemalige GM-Tochter wird es dem französischen Konzern erlauben, in Deutschland Fuß zu fassen - auf dem Markt, der für eine Weiterentwicklung unumgänglich ist und wo der Anteil von PSA bislang nur klägliche drei Prozent betrug. PSA ist nun ein europäischer Riese und kann fortan sowohl seine quantitativen als auch seine qualitativen Ambitionen verfolgen. … [PSA-Chef] Carlos Tavares hat es geschafft, ein Unternehmen, das einst kurz vor dem Verkauf stand, in eine Gewinnmaschine mit Kaufhunger zu verwandeln.“
Übernahme gibt Opel Überlebenschance
Die strengen Vorgaben vom neuen Eigentümer PSA könnten Opels Zukunft langfristig sichern, hofft Financial Times:
„Sowohl in Deutschland als auch in Großbritannien hat der Kauf von Opel durch PSA ein Gefühl des Unbehagens hervorgerufen. Dennoch müssen beide Länder die Logik der Konsolidierung in einer Branche anerkennen, in der Politiker viel zu oft interveniert haben, um Arbeitsplätze auf Kosten der langfristigen Wettbewerbsfähigkeit zu schützen. ... Die Zukunft der europäischen Autoindustrie kann nicht darin liegen, zu viele kaum unterscheidbare Fahrzeuge zu produzieren, die sich nicht verkaufen. Opel ist gegenwärtig ein Marginalanbieter [kann beim aktuellen Preisniveau gerade noch auf dem Markt bestehen]. PSA-Chef Carlos Tavares wird zumindest versuchen, die Umkehr zu schaffen, die es braucht, um das langfristige Überleben der Marke zu sichern.“
Harte Sanierung wird nicht ausbleiben
Peugeot wird nach der Übernahme von Opel nur erfolgreich sein, wenn das Unternehmen Stellen streicht, prophezeit Zeit Online:
„Unter dem Strich bringt der Zukauf den Franzosen nur wenig Zuwachs. Denn Peugeot, Citroën und Opel bauen ähnliche Autos, vor allem Mittelklassewagen, und bedienen ähnliche Käuferschichten. Da ergänzt sich nichts, der Konzern kann höchstens Synergien nutzen. Was nichts anderes heißt als: von Skaleneffekten profitieren, an Doppelstrukturen sparen - also auch Stellen kürzen. In der Produktion, aber vor allem in der Verwaltung, denn viele zentrale Funktionen wie Vertrieb und Marketing müssen nicht in Paris und Rüsselsheim besetzt sein. Gleiches könnte für Forschung und Entwicklung gelten. Mit Stellenabbau hat PSA-Chef Tavares ohnehin Erfahrung: Auf diese Weise sanierte er den angeschlagenen französischen Konzern. Es wäre blauäugig zu glauben, dass Opel ein ähnliches drastisches Sanierungsprogramm erspart bliebe.“
Schlechte Nachricht für Polen
Die Übernahme von Opel durch PSA verheißt nichts Gutes für Polen, zeigt sich Rzeczpospolita besorgt:
„Diese amerikanisch-französische Transaktion hat für die Wirtschaft Polens eine große Bedeutung - besonders in diesen Zeiten, in denen es so viele Erschütterungen in Europa gibt. In Schlesien gibt es drei Opel-Fabriken, die 4.000 Mitarbeiter beschäftigen. Dazu kommen kleinere Firmen, die die Zulieferer für diese Werke sind. Wie wird es mit ihnen jetzt weitergehen? ... Wahrscheinlich wird sich alles verkomplizieren, weil die polnische Außenpolitik in der jüngsten Vergangenheit auf Konfrontation setzte. Besonders problematisch ist das schlechte polnisch-französische Verhältnis. Aus der geplanten militärischen Zusammenarbeit ist ja auch nichts geworden.“