Wie die Tscheka 100 Jahre später fortbesteht
Vor 100 Jahren beauftragte Lenin den polnischen Revolutionär Feliks Dserschinski mit der Bildung des ersten Sowjet-Geheimdienstes. Am 20. Dezember 1917 gegründet und bereits 1922 in der Form wieder aufgelöst, wurde die Tscheka zum Symbol des Terrors und der Gewaltherrschaft. Russland indes begeht den 20. Dezember als den Tag des Mitarbeiters der Sicherheitsorgane. Journalisten schildern, wie sich Russlands Geheimdienste bis heute in der Tscheka-Tradition sehen.
Geheimdienstler haben allen Grund zum Feiern
Am elitären Selbstverständnis der "Tschekisten" hat sich auch nach dem Übergang vom Sozialismus zum Kapitalismus wenig geändert, erklärt Vedomosti:
„Die Idee des 'Tschekismus', dass staatliche und dienstliche Notwendigkeiten Vorrang haben vor Gesetz und Gerechtigkeit, lebt weiter. Doch wenn man dies früher mit den Interessen der Partei begründete, so werden jetzt nicht selten eigene Ziele verfolgt. ... FSB-Veteranen haben Schlüsselpositionen in vielen Bereichen von Staat und Wirtschaft besetzt. ... Die heutigen Tschekisten haben gelernt, wie man staatliche Interessen schützt und dabei eigennützig seinen Status und seine materielle Lage im Blick hat. Und so begehen sie ihr Berufsjubiläum voller Zuversicht für die Zukunft.“
Machthungrig und erbarmungslos
Seit Putin sitzen die Geheimdienstkreise in Russland wieder am Hebel der Macht, erklärt Russland-Experte José Milhazes in Observador:
„Putin, der von Oligarchen zum Nachfolger von Boris Jelzin ernannt wurde, hat rasch einen Angriff auf einflussreiche Milliardäre aus der Jelzin-Ära gestartet: Einige wurden verhaftet, andere ins Exil getrieben. ... Doch diejenigen, die glauben, Putins politische Aktivität hätte die Beendigung der Oligarchie in Russland zum Ziel, irren sich: Er hat die Oligarchen bloß mit Männern aus den Geheimdiensten ersetzt ('Silowiki'), und mit Freunden aus seiner Kindheit und Jugend. Es sind diese Männer, die Russland heute lenken. Machthungrig kontrollieren die 'Silowiki' nicht nur die politische, sondern auch die ökonomische Macht. Und sie zeigen kein Erbarmen mit denen, die es wagen, ihre Pläne zu durchkreuzen.“