Miloš Zeman verprellt katholische Kirche
Der Leichnam des einst von den Kommunisten internierten und 1969 im Exil im Vatikan verstorbenen früheren Prager Kardinals Josef Beran ist am Wochenende in die Heimat überführt worden. Präsident Miloš Zeman nahm nicht an der Messe teil, sondern sprach währenddessen als erstes Staatsoberhaupt nach 1989 auf dem Parteitag der Kommunistischen Partei. Tschechische Blätter werfen Regierung und Kirche falsche Prioritäten vor.
Tschechien droht der Rückfall zum Totalitarismus
Die postume Rückkehr des von den Kommunisten vertriebenen Kardinals symbolisiert leider nicht, dass die Gefahr der Wiederkehr eines totalitären Regimes nun gebannt wäre, beklagt Aktuálně.cz:
„Kehrte Beran tatsächlich in ein Land heim, in dem Nazismus und Kommunismus ausgerottet sind? In ein Land, das Flüchtlingen und Vertriebenen hilft, so wie es der Kardinal tat? Die Rückkehr der Gebeine des geliebten Kardinals fällt in eine Zeit, in der die hiesigen Kommunisten wieder einen Einfluss gewinnen, wie sie ihn nach ihrem Sturz nie mehr hatten. Erstmals wieder reden sie bei der Regierungsbildung mit. Es ist Zeman, der ihnen die Arme öffnet. Er sagte, er gebe den Lebenden Vorrang vor einem Toten, der Gegenwart vor der Vergangenheit. Gibt er nicht vielmehr der dunkelsten Vergangenheit den Vorrang?“
Kirche hat zu lange zu Zeman geschwiegen
Die katholische Kirche hätte sich viel früher von Zemans Politik distanzieren müssen, kritisiert Lidové noviny:
„Dass Zeman bei den Kommunisten spricht, statt zur Messe für Kardinal Beran zu kommen, wirft für viele Menschen ein schlechtes Licht auf den Präsidenten. Nur: Weshalb äußert sich der amtierende Kardinal Duka erst jetzt so kritisch gegenüber Zeman? Wir wissen es nicht. Bislang herrschte zwischen der Prager Burg und dem Erzbischöflichen Palais in vielen Fragen Einverständnis. ... Wieso rief es beispielsweise keinen Protest hervor, dass der Präsident seit Jahren Fremdenfeindlichkeit und Rassismus unterstützte? ... Aus Sicht der Kirche müsste jede Form von Hass unannehmbar sein.“