Streit über Ruf des Muezzins in Schweden
Behörden haben der Moschee im Stadtteil Araby im südschwedischen Växjö erlaubt, den Gebetsruf freitags über Lautsprecher zu verbreiten. Dem Beschluss waren hitzige Debatten vorausgegangen, zahlreiche Bürger hatten sich dagegen ausgesprochen. Ist der Ruf des Muezzins eine Bedrohung für Schwedens säkulare Gesellschaft?
Unangenehme Stärkung des Islam
Die Sorgen der Bürger sind nachvollziehbar, kommentiert Svenska Dagbladet:
„Der Beschluss wird höchstwahrscheinlich dazu führen, dass weitere Moscheen eine entsprechende Erlaubnis beantragen. Die Polizei hatte den Auftrag, den Fall ausgehend von der gesetzlichen Regelung über die allgemeine Ordnung zu behandeln. Daraufhin wurde die Debatte auf Töne und Lärmpegel reduziert. In einer Untersuchung des Meinungsforschungsinstituts Sifo vom März fanden 60 Prozent der Befragten, dass Gebetsrufe verboten werden sollten. 21 Prozent wollten sie zulassen. ... Die Befragten sind vermutlich weniger beunruhigt über die Lautstärke der Gebetsrufe als darüber, dass die Position der Religion Islam in einer ansonsten stark säkularen Gesellschaft gestärkt werde.“
Viel schwedischer kann ein Beschluss nicht sein
Die Aufregung um den Muezzin-Ruf findet Aftonbladet übertrieben:
„Gebetsrufe in Småland bedrohen weder die schwedische Kultur noch schwedische Werte, was immer das sein mag. Hingegen können sie Lärm verursachen, genau wie Eiswagen, Kirchenglocken oder Stereoanlagen mit Hiphop-Musik. Und auch Religionsfreiheit bedeutet nicht, dass man seine Nachbarn ungehindert stören darf. Über Gebetsrufe im Stadtteil Araby muss ausgehend von schwedischen Gesetzen und Regelungen entschieden werden. In diesem Fall sind diese das Gesetz über die allgemeine Ordnung sowie die lokalen Ordnungsvorschriften in Växjö. Dass es sich um Muslime handelt, spielt dabei keine Rolle. Genau diese Entscheidung hat die Polizei nun getroffen - in guter bürokratischer Manier. Viel schwedischer kann es kaum zugehen.“