Sollen irische Ärzte Abtreibungen ablehnen dürfen?
Nach der Legalisierung von Abtreibungen streiten Ärztevertreter, Regierung und Frauenrechtlerinnen in Irland darüber, ob einzelne Mediziner aus Gewissensgründen die Durchführung eines Schwangerschaftsabbruchs ablehnen dürfen. In irischen Medien melden sich Befürworter beider Seiten zu Wort.
Legale Behandlung darf nicht verweigert werden
Persönliche Gründe eines Arztes geben diesem nicht das Recht, die Durchführung einer Abtreibung abzulehnen, findet Kolumnist Newton Emerson in The Irish Times:
„Eine legale medizinische Behandlung aus persönlichen religiösen Gründen nicht anzubieten, ist ein außergewöhnlicher Akt von Diskriminierung. Die Praxis, sich aus Gewissensgründen verweigern zu dürfen, findet fast ausschließlich bei Abtreibungen Anwendung. Sie ist im Bereich des Rechts und der Medizin ein ziemliches Novum, das weltweit praktisch unbekannt war, bis die Briten 1967 ein entsprechendes Abtreibungsgesetz beschlossen. Andere Länder, die den Briten folgten, haben es sich seither anders überlegt: Schweden, Finnland und Island erlauben nun keine Verweigerung aus Gewissensgründen mehr. Portugal hat sie in öffentlichen Krankenhäusern verboten.“
Medizinern nichts aufzwingen
Jeder Arzt sollte selbst entscheiden dürfen, ob er einen Schwangerschaftsabbruch durchführen will oder nicht, argumentiert Ärztevertreter Maitiu O Tuathail in TheJournal.ie:
„Ich glaube nicht, dass irgendein Mitglied der Gesellschaft, ob es sich um einen Arzt handelt oder nicht, dazu gezwungen werden sollte, etwas zu tun, das es nicht will. Menschen mit dem Gefängnis zu drohen, weil sie aus Gewissensgründen etwas ablehnen, ist aus mehreren Gründen falsch. ... Wir sind eine breite und vielschichtige Gesellschaft und müssen die Ansichten sowie Einstellungen aller Mitglieder respektieren - ob wir mit diesen selbst übereinstimmen oder nicht. Ich würde es vorziehen, dass mein Vater von einem Chirurgen behandelt wird, der ihn operieren will, und nicht von einem, der dazu gezwungen wird. Das gleiche wünsche ich mir für meine Schwester, wenn sie in Irland eine Abtreibung durchführen lassen will.“