Wer wird neuer Präsident der Slowakei?
In der Slowakei bewerben sich 13 Kandidaten um das Präsidentenamt. Am aussichtsreichsten sind laut Umfragen die Juristin Zuzana Čaputová von der neuen Partei Progresívne Slovensko, sowie der parteilose EU-Kommissar Maroš Šefčovič, der von der Regierungspartei Smer von Ex-Premier Fico ins Rennen geschickt wird. Kommentatoren nehmen vor dem Urnengang am Samstag den Wahlkampf und die Kandidaten unter die Lupe.
Čaputová braucht Proteststimmen
Čaputovás Sieg ist trotz der guten Umfragewerte nicht sicher, merkt Český rozhlas an:
„Čaputová braucht eine möglichst hohe Wahlbeteiligung, um in die Stichwahl zu kommen. Die Kernfrage in dieser für die Zukunft der Slowakei grundlegenden Woche ist die Frage nach der Energie der Menschen. Danach, ob sie noch so stark ist wie bei den Anti-Regierungs-Demonstrationen in vielen Städten nach dem Journalistenmord im vergangenen Jahr. Diese Energie könnte Čaputová, die politische Veränderung verspricht, an die Spitze des Staats führen.“
Ukraine fürchtet Sieg von Štefan Harabin
Ukrayinska Pravda ist der in den Umfragen Drittplatzierte ein besonderer Dorn im Auge:
„Es ist durchaus möglich, dass Štefan Harabin, Richter am Obersten Gerichtshof, in die Stichwahl kommt. Er könnte aus dieser sogar als Sieger hervorgehen und dies ist extrem gefährlich für die Ukraine. Harabin ist Orthodoxer, bezeichnet sich als Rusyn [Bevölkerungsgruppe in den Karpaten], beides ist für die slowakische Politik etwas ungewöhnlich. Zentral ist für die meisten Slowaken jedoch der Umstand, dass er Justizminister der letzten Regierung von Vladimir Mečiar war. Und die autoritäre Herrschaft von Mečiar gilt als die dunkelste und verkommenste Zeit der modernen slowakischen Geschichte - aber es gibt eben Menschen, die in die 'alten Zeiten' zurück wollen. Harabin spricht sich außerdem für die Aufhebung der Sanktionen gegen die Russische Föderation aus und betrachtet die Krim nicht als annektiert.“
Eine politische Reality-Show
Der Wahlkampf weckt bei Autor Márk Finta in Mérce die Erinnerung an Fernsehshows:
„Ohne Story keine Kampagne. Die Wahl des Präsidenten ist in der Slowakei im Grunde eine Reality-Show mit ganz eigener Atmosphäre. Dies gilt besonders seit der Wahl 2009. In der Morgendämmerung der Facebook-Ära, als man die einzelnen Elemente einer politischen Kampagne von Grund auf neu denken musste, kamen die Kandidaten darauf, einen Wahlkampf, der auf einen einzelnen Menschen aufbaut, um narrative Elemente zu erweitern. Das beschleunigte politische Leben zwang die politischen Akteure im Grunde zur ständigen Kampagne. Dies ging damit einher, dass eine gut abgewickelte Kampagne für einzelne Kandidaten zu echtem politischen Kapital werden konnte.“