Warum die Winterspiele 2026 nach Mailand gehen
Mailand und Cortina d'Ampezzo haben den Zuschlag für die Olympischen Winterspiele 2026 erhalten. Sie setzten sich damit gegen den einzigen Konkurrenten Stockholm durch. Dass das IOC sich für die italienische Bewerbung entschieden hat, ist nach Ansicht von Kommentatoren leicht zu erklären.
Schweden wäre bessere Wahl gewesen
Mailand erhielt wohl den Zuschlag, weil es mehr staatliche Zuschüsse garantierte als sein Konkurrent, vermutet die Frankfurter Allgemeine Zeitung:
„Dass die Stadt Stockholm nicht bereit gewesen wäre, den Veranstaltervertrag zu unterschreiben, also für die Lieferung einwandfreier Spiele mit Steuergeldern einzustehen und diese Verantwortung dem kleinen Åre zuschob, kam sicher nicht gut an. Wieso, mag sich manches IOC-Mitglied gefragt haben, sollen wir unser Vertrauen hundertprozentig in die schwedische Wirtschaft setzen, die die Spiele privat hätte finanzieren sollen, wenn die Stadt Stockholm das nicht tun will? Man könnte aber auch der Meinung sein, dass die Solidität von Absichtserklärungen der schwedischen Industrie-Schwergewichte höher einzustufen ist als die Solidität italienischer Staatsfinanzen.“
IOK verzichtet auf Imagegewinn
Mit der Entscheidung, die Winterspiele 2026 angesichts der öffentlichen Skepsis nicht in Schweden auszutragen, hat das Olympische Komitee eine Chance vertan, meint die Neue Zürcher Zeitung:
„Das IOK hätte damit signalisieren können, dass es die Bedenken der Menschen in den westlichen Demokratien, die die Freiheit haben, sich zu äussern, ernst nimmt. Es hätte zeigen können, dass es die Alarmsignale aus der Schweiz, aus Deutschland, Österreich, Norwegen oder Kanada verstanden hat, wo sich die Menschen nicht gegen die Olympischen Spiele grundsätzlich auflehnen, aber gegen das System, das sich hinter diesen etabliert hat. ... Doch das IOK tat das nicht. Es wählte mit Mailand/Cortina d’Ampezzo die bequemere Variante. Die Variante, bei der eine populistische Regierung 80-prozentige Unterstützung verspricht, die sie nicht wird bieten können.“
Italienischer Teamgeist siegt
Grundlage für den Erfolg war die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten, jubelt La Stampa:
„Neben einem detaillierten, gut ausgearbeiteten Vorschlag und einer exzellenten Vorbereitung (13 von 14 Anlagen sind bereits fertig), siegte ein außergewöhnlicher Teamgeist, der alle an einem Strang ziehen ließ: das Nationale Olympische Komitee mit Giovanni Malagó an der Spitze, die Regierung und der für den Sport verantwortliche Staatssekretär Giorgetti. ... Doch vor allem war die Grundlage für den Erfolg ein (derzeit) undenkbarer Zusammenhalt einer Elite, die sich aus Personen mit unterschiedlichen Ideen, Parteizugehörigkeiten und Hintergründen zusammensetzt. ... Das ist vorbildlich in einer Zeit, in der Hass, Verunglimpfung und Schmutzkampagnen das öffentliche Leben des Landes prägen.“
Schweden braucht die Spiele nicht
Gut, dass Stockholm den Zuschlag nicht erhalten hat, freut sich Dagens Nyheter:
„Wir sprechen von einer Stadt, die auf Inseln gebaut ist, deren Infrastruktur für die Bevölkerung bereits unterdimensioniert ist und die kaum die kleinste Wetterbelastung aushält. Mit den olympischen Touristen hätte sich die Zahl der Reisenden verdoppelt. ... Schweden selbst muss eigentlich nicht auf die Landkarte gesetzt werden. Hier ist schon viel los. Die Frage ist nur, wie viele der Touristen jemals nach Stockholm oder Åre hätten zurückkehren wollen, wären sie dem spektakulären Chaos im Jahr 2026 ausgesetzt gewesen. ... Alle, die die Olympischen Spiele ernst nehmen, sollten sich über die Entscheidung freuen, dass wir dieser Verlegenheit entgehen.“