Ungarns Opposition will Budapest erobern
Bei den Kommunalwahlen im Herbst wollen drei oppositionelle Parteien mit einem gemeinsamen Kandidaten der ungarischen Regierungspartei Fidesz das Bürgermeisteramt von Budapest abjagen. Bis zum heutigen Mittwoch konnten die Budapester in einer Vorwahl zwischen drei Vertretern der Parteien wählen. Wie sinnvoll ist diese Maßnahme der Opposition?
Erfahrung zählt heute nichts mehr
Bei Bürgermeisterwahlen sollte kein unerfahrener Politiker antreten, empört sich die Journalistin Katalin Kondor in der regierungsnahen Tageszeitung Magyar Hírlap mit Blick auf die Kandidatur der früheren Fernsehmoderatorin Olga Kálmán:
„Bisher dachte ich in meiner Naivität, dass man auf jeden Fall irgendein Berufszeugnis, ein Diplom oder einige Jahre in der Praxis vorzeigen müsste, um sich auf solch einen hochrangigen Posten bewerben zu können und so das Leben von Millionen beeinflussen zu dürfen. Der lange Weg durch die Institutionen muss ja irgendeinen Sinn haben. Denn beim Ausfüllen von zunächst unbedeutenderen Posten sammelt man Erfahrungen und wird so fit für die größeren Aufgaben. Aber in unserer verrückten Welt funktionieren die Dinge leider anders, wie dieses Beispiel zeigt.“
Ein gutes Training für die Opposition
Warum die Kommunalwahlen im Herbst für die Opposition außerordentlich wichtig sind, erklärt Azonnali:
„Auch die Kommunalwahlen werden nicht dazu führen, dass Viktor Orbán abgewählt wird, solchen Illusionen sollte man sich nicht hingeben. Doch es ist wichtig, dass diejenigen, die Ungarn nach dem 'System der nationalen Zusammenarbeit' des Fidesz regieren werden, sich an eine kämpferische Interessenvertretung und politische Konfrontation gewöhnen. Damit wird klar, wer in einer schwierigen Situation ins Stolpern kommt, wer korrumpierbar ist und wer sich wirklich zum Politiker eignet.“