Demokraten suchen ihren Trump-Herausforderer
Die Auslese läuft auf Hochtouren. An zwei Abenden debattierten sechs Politikerinnen und vierzehn Politiker der Demokratischen Partei, die Donald Trump herausfordern wollen – und zunächst die Bürger überzeugen müssen: Zur dritten Runde der TV-Debatte wird nur eingeladen, wer in Umfragen mindestens zwei Prozent erreicht und 130.000 Spender hinter sich weiß. Wie positionieren sich die Demokraten für die Präsidentschaftswahl 2020?
Herz oder Kopf?
Vor einer Richtungsentscheidung sieht Delo die Demokraten:
„Die Fernsehdebatte der 20 demokratischen Präsidentschaftsbewerber hat das klassische Dilemma der Linken, auch der US-Demokraten, bestätigt. Das Herz schlägt für die äußerst linken Politiker, wie Bernie Sanders und Elizabeth Warren. Doch der Verstand rät ihnen, dass historisch gesehen, die Vertreter der politischen Mitte mehr Chancen haben. Andererseits hat Hillary Clinton, obwohl sie als solche galt, auch nicht gewonnen. Deshalb folgen jetzt mehr Demokraten als sonst der Behauptung, man müsse radikal mit dem Kapitalismus brechen.“
Linksruck spielt Trump in die Karten
Die Kandidaten-Auslese wird die Grabenkämpfe in der demokratischen Partei verstärken, prognostiziert die Frankfurter Allgemeine Zeitung:
„Trump wird darüber entzückt sein, besonders dann, wenn der- oder diejenige, der oder die ihn im nächsten Jahr herausfordern wird, zum linken Lager gehört. In jedem Fall verschiebt sich das politische Koordinatensystem der Demokraten erkennbar nach links. Aber schlägt das Herz der meisten ihrer Wähler mittlerweile wirklich links? Und, wenn ja, mehrt oder mindert ein linkes Programm die Chancen, Trump im Hauptkampf zu schlagen? Vermutlich spielt es ihm in die Karten, von wegen Dämonisierung des Gegners.“
Die Wähler wollen den radikalen Wandel
Dass die Demokraten mit einem linken Kandidaten die größte Chance hätten, das Weiße Haus zurückzuerobern, glaubt The Independent:
„Die Präsidentschaftswahl 2016 hätte den Demokraten klar machen sollen, dass die US-Bürger derzeit keinen gemäßigten Politiker wollen. Es war das Versprechen eines radikalen Wandels, das Donald Trump den Wahlsieg und den Einzug ins Weiße Haus ermöglichte. ... Nur die Aussicht auf eine politische Revolution wird genug US-Bürger zur Wahlurne bringen, um Trump abzuwählen. Ein Reality-TV-Star ohne Erfahrung in der Politik und ohne Vorbereitung auf das Präsidentenamt gewann die Wahl 2016, weil er einen radikalen politischen Umbruch verkörperte. Warum sollte sich die Parteielite der Demokraten vor Wandel fürchten?“
Das Zünglein an der Waage
Wer am Ende den demokratischen Herausforderer von Trump küren wird, erklärt Helsingin Sanomat:
„Falls der Wettkampf nicht vorher entschieden ist, werden die über 4000 Wahlmänner der Bundesstaaten beim Parteitag im nächsten Sommer über den Kandidaten entscheiden. … Laut einer Analyse von CNN wird die Gruppe der Wahlmänner der Demokraten im Vergleich zu den Wahlen von 2016 ethnisch vielfältiger und besser gebildet sein sowie eine deutliche Mehrheit an Frauen aufweisen. Dies könnte sich auch im Ergebnis der Vorwahlen niederschlagen.“