Türkei: Goldgräber zerstören Natur im Ida-Gebirge
Laut Satellitenbildern sind im Ida-Gebirge in der nordwestlichen Türkei offenbar rund 200.000 Bäume gefällt worden. Zudem wurden Trinkwasserquellen verschmutzt. Ein kanadisches Goldminen-Unternehmen hatte im März die Genehmigung erhalten, in der Region nach Gold zu graben. Naturschützer protestieren gegen das Vorhaben. Viele Kommentatoren sind verärgert - doch nicht alle sorgen sich um die Bäume.
Kanadischer Imperialismus
Es ist eine Doppelmoral, den Naturschutz im eigenen Land ernst zu nehmen und in fremden Ländern dermaßen zu missachten, schimpft T24 über den Eingriff der kanadischen Firma:
„Toronto in Kanada... In der Stadt eine Parkanlage mit vielen Bäumen... In diesem Park steht ein morscher Baum... Die Entscheidung zur Abholzung eines einzelnen kranken Baumes dauert fünfzehn Tage! Menschen, die in ihrem eigenen Land für einen einzigen Baum das kleinste Detail berücksichtigen, zerstören in unserem Land nach offiziellen Angaben - von denen fraglich ist, ob sie überhaupt stimmen - 13.400 Bäume auf einmal. Samt dem gesamten Ökosystem. Das ist eine sehr offensichtliche Form der Ausbeutung! Das ist der Geist des Imperialismus!“
Naturschützer im Dienst unserer Feinde
Die protestierenden Naturschützer nimmt sich Ali Karahasanoğlu in der regierungsnahen Tageszeitung Yeni Akit vor:
„Wenn es ihnen wirklich um den Naturschutz ginge, wenn sie nicht die Bauern im Schachspiel ausländischer Mächte wären, dann wäre ich mit Haut und Haaren bei ihnen. ... Wenn aber die Mediengruppen, die diese Proteste organisieren, noch vor einer Woche Amerika gegen die Türkei aufgehetzt haben, mit Schlagzeilen wie 'Die S-400-Sanktionen stehen vor der Tür'... Wenn Goldreserven, die einfach so im Boden herumliegen, in den USA ausgegraben werden, und das dort nicht so diskutiert wird wie in der Türkei... Wenn sie in Venezuela ausgegraben werden... Wenn sie in Kanada ausgegraben werden... Wenn sie sogar in afrikanischen Ländern ausgegraben werden... Dienen wir lediglich amerikanischen Interessen. ... Wir dienen damit dem Westen.“
Regierung vergreift sich an letzten Ressourcen
Die Regierung hat bereits alle finanziellen Ressourcen ausgeschöpft, sodass ihr nur noch die Natur bleibt, schimpft Cumhuriyet:
„Warum wendet sich die Regierung diesem Programm zu? Die Antwort ist einfach: Sie hat keine Ressourcen mehr, weil sie die heimischen Fabriken und Betriebe immer weiter privatisiert hat. Und auch an ihren Bauvorhaben kann sich die Regierung nicht mehr bereichern. Nun hat sie auch noch die finanziellen Ressourcen der größten Kommunen an die Opposition verloren. Folglich ist sie gezwungen, sich an den Wäldern, Küsten, Äckern, Gärten, an der Bildung, der Gesundheit, an all unseren öffentlichen Gütern noch mehr als zuvor zu vergreifen. ... So gewinnt die Plünderung der Natur dann an Bedeutung.“
Selbst die Kanadier würden protestieren
Das kanadische Volk wäre solidarisch mit den türkischen Naturschützern, wenn es von diesem Eingriff erführe, glaubt Sözcü:
„Die kanadische Firma möchte sogar in jenen Gebieten tätig werden, in denen sie vielleicht erst in 15 Jahren nach Metallen suchen wird - aus Furcht, dass sie womöglich später daran gehindert werden könnte. ... Würde Kanada sehen, was das Unternehmen hier macht, ginge auch die kanadische Öffentlichkeit auf die Barrikaden. Auch die Kanadier sollten erfahren, was diese Firma mit unseren Wasserquellen und dem Gebiet um den Staudamm herum anstellt. Von allen Seiten kommen Informationen über eine wüste Zerstörung der Natur.“