Rumäniens Ex-Präsident war Securitate-Spitzel
Rumäniens Ex-Staatschef Traian Băsescu hat offenbar als Informant für die Geheimpolizei Securitate gearbeitet. Das Appellationsgericht in Bukarest schloss sich einer entsprechenden Einschätzung des Instituts zur Aufarbeitung der Securitate-Akten an. Als Staatsoberhaupt hatte Băsescu die Aufarbeitung der Securitate-Akten vorangetrieben. Kommentatoren bewerten seine Amtszeit sehr unterschiedlich.
Das Land auf den richtigen Weg gebracht
Băsescus Verdienste sind trotzdem unbestritten, meint Journalistin Ioana Ene Dogioiu vom Nachrichtenportal Ziare:
„Traian Băsescu war, da bin ich überzeugt, in jenem historischen Moment [2004 bis 2014] die beste Lösung für Rumänien. Größtenteils hat er für das Land das Richtige getan. Er ging mit Bulldozern gegen das von Securisten geprägte mafiotische System vor. Dass er stattdessen nichts Besseres errichten konnte, gerade auch weil er an seiner eigenen moralischen Kleinkariertheit scheiterte und Freunde der Securitate ans Messer lieferte, ist eine andere Geschichte. Doch ist er, ob es uns nun gefällt oder nicht, jener Kapitän, der das Schiff von Ost nach West steuerte [in Băsescus Amtszeit trat Rumänien 2007 der EU bei]. Wenn man Rumänien 2004 mit dem von 2014 vergleicht, wird einem klar: Das war eine historische Veränderung.“
Regieren mit der Leiche im Keller
Die Boulevard-Zeitung Libertatea fragt sich, wer wirklich im Land das Sagen hatte:
„Jahrelang hat Băsescu zu Recht Medienmogul Dan Voiculescu angegriffen, weil dieser für die Securitate gespitzelt hat. Und in all dieser Zeit hatte Băsescu selbst eine Leiche im Keller. … Doch der Präsident hatte ein Land zu führen. Er wurde wohl kontrolliert, erpresst und bedroht, denn im Falle von Ungehorsam würden diese Informationen an die Öffentlichkeit kommen. Wer sind jene, die die Beweise für die Spitzeltätigkeit bis zum vorigen Jahr zurückgehalten haben? Wer sind jene, die eigentlich anstelle des Präsidenten das Land geführt haben? Wie viele seiner Handlungen wurden von seinem eigenem Gewissen diktiert und wie viele von den Stimmen hinter den Kulissen?“