Russland droht neuer Doping-Skandal
Juri Ganus, der Leiter der russischen Antidoping-Agentur Rusada, hat Vorwürfe bestätigt, wonach Ende 2018 Tausende Daten zu Dopingproben aus den Jahren 2012-2015 vor ihrer Übergabe an die Welt-Antidoping-Agentur Wada manipuliert worden sind - und zwar während Kontrollen durch russische Ermittler. Welche Folgen hat das für Russlands Teilnahme an künftigen Sportwettbewerben?
Das bleibt an uns kleben
Radio Kommersant FM sieht kaum noch eine Chance für Russlands Teilnahme an den Olympischen Spielen 2020 und anderen internationalen Sport-Events:
„Nun sind wir in den Augen der Wada Wiederholungstäter, sogar böswillige - womit alle Bemühungen unserer Antidoping-Kämpfer keinen Heller mehr wert sind. Deren Verdienste wird nach dem Skandal um die gefälschten Daten des Moskauer Labors niemand in der Sportwelt mehr beachten. ... Noch wird der bevorstehende Skandal tief gehängt, es gilt die alte russische Hausregel: Vielleicht geht es ja auch so vorbei. ... Die Sportfunktionäre haben natürlich eigene Erklärungen für das Geschehen. Vermutlich werden sie betonen, dass mit den Daten externe Mitarbeiter der Wada gearbeitet hätten und wer wann was verändert hat, könne man nicht mehr feststellen.“
Ein einsamer Rufer in der Wüste
Ganus scheint in Russland bisher der einzige zu sein, der das Thema ernst nimmt, staunt Nowaja Gazeta:
„Er schlägt kontinuierlich die Alarmtrommeln, enthüllt und beschuldigt dunkle Kräfte, die verhindern, dass Sport-Russland wieder auf den Weg der Besserung kommt und endlich seine Mentalität ändert. Der Rusada-Chef macht immer schärfere Aussagen, ohne dass ihm jemand öffentlich widerspricht. Von 'oben' gab es überhaupt keine Reaktion, es ist, als würde dieser Mensch ins Leere schreien. So wurde in den Berichten über das in Nischny Nowgorod abgehaltene Sportforum 'Russland - die Sportsupermacht' dieses Problem, das Russland in Kürze wieder in die finsteren Zeiten der allgemeinen Ächtung zurückstoßen könnte, mit schreiender Nichtbeachtung gestraft.“