Brandkatastrophe in Rumänien: Nichts gelernt?
Auch Rumänien beschäftigt sich mit den Nachwehen eines Großbrands: Das Unglück im Bukarester Musikclub Colectiv, bei dem 64 Menschen starben, hat sich am 30. Oktober zum vierten Mal gejährt. Allein in der Hauptstadt gedachten am Mittwochabend gut 3.000 Menschen der Opfer. Die Presse ist ernüchtert, wie wenig der Staat seither unternommen hat.
Zeugnis eines gescheiterten Staats
Der Fall ist symptomatisch für Rumäniens Politik, analysiert die Wochenzeitung Revista 22:
„Weil alles auf der Basis von Interessen 'geregelt' wird, sehr häufig innerhalb von Kasten oder gleich von Clans - ob in Justiz, Polizei, im Gesundheitswesen oder bei der Armee -, kann sich der rumänische Staat nicht auf neutrale, von Personen unabhängige Verfahren stützen. Die Art und Weise der staatlichen Abläufe macht den Unterschied zwischen einer Gesellschaft in einem freien Land und der Knechtschaft in einem gescheiterten Staat aus. Und Fälle wie Colectiv sind deutliche Beispiele dafür, dass es keine klaren Abläufe gibt, und falls doch, werden sie nicht respektiert oder auf Weisung der Chefs ignoriert.“
Gleichgültigkeit lässt Feuer weiter glimmen
Bis heute gibt es viele öffentliche Orte ohne Brandschutzmaßnahmen, beklagt die Journalistin Anda Simion im Blog republica.ro:
„Vier Jahre nach 'Colectiv' werde ich, ganz gleich, wie oft ich durch die Tür des Einkaufszentrums in der Stadt gehe, von mehreren Hinweisen an der Tür empfangen: 'Für diesen Ort gibt es keine Brandschutzgenehmigung.' … Diese Hinweise erinnern mich an die Beichte. Man benennt die Sünde und erhält Vergebung. Man wäscht die Hände in Unschuld. Wer in diese Mall geht, ist informiert, dass er an einen Ort geht, wo niemand die Verantwortung für seine Sicherheit übernimmt. ... Dieser sinnentleerte Hinweis ist eine Metapher für ganz Rumänien. ... Das Feuer im Club Colectiv ist gelöscht, doch Rumänien glimmt weiter - wegen der Gleichgültigkeit aller. “