Finnland: Droht Ende der Steuertranparenz?
In Finnland können seit Montag die Steuerdaten aller Bürger für 2018 öffentlich eingesehen werden. Wie jedes Jahr übergibt das Finanzamt den Medien zudem eine Liste mit den Namen und Steuer-Eckdaten von Personen mit mehr als 100.000 Euro Einkommen. Doch seit diesem Jahr können die Spitzenverdiener ihren Namen von der Liste streichen lassen. Finnischen Zeitungen gefällt das überhaupt nicht.
Erst der Anfang der Geheimniskrämerei
Dass die neue Praxis Schule machen könnte, fürchtet Ilta-Sanomat:
„Laut Gesetz sind alle Steuerdaten öffentlich. Es gibt kein Gesetz, das die Steuerbehörde dazu verpflichtet, Daten auf Wunsch einer Person zu löschen. … Es ist klar, dass die Lösung, die Namen von der Liste für die Medien zu entfernen, nicht im Einklang mit dem Transparenzgesetz steht. Und auch, dass sie nicht geeignet ist, den Gedanken einer offenen Gesellschaft zu stärken. … Von der Streichung ist es kein langer Weg hin zur vollständigen Geheimhaltung der Steuerdaten. Auch solche Forderungen hat es schon gegeben. Deshalb muss das Projekt der Steuerbehörde, Daten zu verstecken, von Anfang an gestoppt werden.“
Neid führt uns nicht weiter
Die Debatte um Steuerlisten und Reichtum in Finnland nimmt eine ungesunde Entwicklung, bedauert Kainuun Sanomat:
„Die ganze mit dem Steuertag verbundene Neiddiskussion und der Wunsch, Daten zu verstecken, gehen in die falsche Richtung. In Finnland sollte man endlich einmal dahin kommen, dass erarbeitetes Eigentum und Wohlstand geschätzt werden. Die Reichen leisten einen großen Beitrag zu dieser Gesellschaft. Es sollte für alle ein Grund zur Freude und nicht für Scham oder Spott sein, dass es möglich ist, in Finnland wohlhabend zu werden.“