Lettland: Viele Häuser faktisch unbewohnbar
Die lettische Bauaufsicht hat den Zustand der Wohnhäuser in zehn Kommunen, darunter die größten Städte, geprüft. Das alarmierende Ergebnis: Die meisten Häuser weisen enorme Schäden auf, die teure Reparaturen erfordern; oft reichen die Mieteinnahmen aber kaum für die Instandhaltung. Eigentümer in Mehrfamilienhäusern kümmern sich nur um die eigene Wohnung. Lettische Medien fordern einen Mentalitätswandel.
Vorhersehbare Misere
Artis Rimmo vom lettischen Verband der Hausverwalter freut sich im staatlichen Radiosender Latvijas Radio darüber, dass endlich über das Problem gesprochen wird:
„Großes Kompliment und Hochachtung für die Bauaufsicht. Es ist die erste kontrollierende staatliche Institution, die den Kopf aus dem Sand gezogen hat und die Dinge beim Namen nennt. Damit ist der erste Schritt gemacht - wir erkennen endlich, daß wir in unserem Land ein ernsthaftes Problem haben. Aber diese Ergebnisse waren schon vor 15 Jahren vorherzusehen. Die Bombe mit dem Zeitzünder war schon während des Privatisierungsprozesses programmiert. ... Wir sehen das Problem jeden Tag, wenn wir durch die Stadt gehen, mit dem Auto oder Fahrrad fahren. Wir müssen aufpassen, dass von Brandmauern, Schornsteinen, Dächern und Balkonen nichts herunterfällt.“
Eigentum verpflichtet
Die Denkweise der Wohnungseigentümer ändert sich nur langsam, konstatiert Diena:
„Die meisten Wohnungen in diesen Häusern sind privat. Sie wurden gegen Privatisierungsscheine erworben, die gleich nach der Unabhängigkeit für viele Menschen quasi vom Himmel gefallen sind. Also nichts Wertvolles. Seit dem Beginn der Privatisierung ist es üblich, dass die Menschen nur ihre Wohnung als Eigentum wahrnehmen. Nicht die Treppen, das Dach oder den Fahrstuhl. Deshalb gehen sie kaputt, weil sie nicht gepflegt werden. ... Viele erkennen erst jetzt, dass sie nicht nur für die Wohnung, sondern auch für das gesamte Haus und Grundstück verantwortlich sind. Dort, wo sich das Verhalten geändert hat, gibt es sichtbare Verbesserungen in Form einer sauberen Treppe und einer geschmackvoll eingerichteten Umgebung. Dies trifft unabhängig vom Wohlstandsniveau der Menschen, die dort leben, zu.“