Canon van Nederland: Kann Geschichte Konsens?
Eine Historiker-Kommission hat am Montag den neuen 'Canon van Nederland' vorgestellt. Dieser fasst die Geschichte des Landes anhand von 50 historischen Figuren und Ereignissen zusammen und ist Grundlage für den schulischen Geschichtsunterricht. Der aktualisierte Kanon enthält zum Beispiel mehr Frauen und schenkt dem Schwarzen Widerstand gegen Kolonialismus mehr Aufmerksamkeit.
Spiegel von gestern und heute
Der Kanon verrät viel über die Gegenwart, analysiert NRC Handelsblad:
„Die Kommission fand, dass die 'dunklen Kapitel' bereits im ursprünglichen Kanon beleuchtet wurden, aber dass diese von vielfältigeren Stimmen und aus noch unterschiedlicheren Perspektiven erzählt werden müssen. So ist der angereicherte Kanon nun eine Spiegelung dessen, was gesellschaftlich passiert - also genau das, was eine Interpretation der Geschichte immer ist. Dieser Kanon ist dann auch nicht so sehr ein Produkt neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse als vielmehr ein Produkt sich ändernder gesellschaftlicher Werte. Das ist kein Relativismus - eine andere Perspektive einzunehmen, bedeutet nicht, dass historische Tatsachen untergraben werden.“
Geschichte im Gleichgewicht
Erneut bemüht sich der Kanon um Ausgewogenheit, lobt De Volkskrant:
„Seit seiner Entstehung 2006 ist der Kanon ein Katalysator für Debatten über die Vergangenheit und darüber, was Niederländer von ihr wissen sollten. ... Die Neuauflage zeigt, dass sogar die Geschichte nicht in Beton gegossen ist und dass Einsichten von heute zu einer neuen Bewertung vergessener Hauptakteure führen können. Die anfängliche Befürchtung, dass der Kanon einer historischen Säuberungsaktion gleichkommen könnte, bewahrheitete sich weder 2006 noch 2020. Helden stehen Seite an Seite mit Schurken. … Dunkle und helle Kapitel halten sich die Waage.“