Italien wartet auf die Urlauber
Nach monatelanger Abriegelung hat das von der Coronakrise gebeutelte und wirtschaftlich stark vom Tourismus abhängige Italien bereits am 3. Juni seine Grenzen geöffnet. Doch nur wenige Urlauber wagen sich zur Zeit ins Land. Ist das Desaster auch die Chance für einen Neustart der Branche?
Randgebiete in den Mittelpunkt rücken
Carlo Petrini, Gründer der Slow-Food-Bewegung, hofft in La Repubblica auf einen inländischen, nachhaltigen Tourismus:
„Es könnte die Sommersaison der Nahreisen werden, die uns zwingen, kleinere Gebiete zu entdecken, die weniger vom Massentourismus überrollt sind. Ein Szenario, das dem Land helfen sollte, den Einbruch der ausländischen Besucher zumindest teilweise auszugleichen. ... Es ist an der Zeit, die Randgebiete in den Mittelpunkt zu rücken, jene Orte, an denen die Integration zwischen Nahrung und Territorium bereits besteht und an denen die Orte und die Menschen, die in ihnen leben, im Zentrum des Systems stehen: real, unersetzlich und reich an einem immensen kulturellen Gepäck, das nur darauf wartet, entdeckt, gekostet und erzählt zu werden.“
Tourismus neu erfinden
Auch Kolumnist Gian Antonio Stella fordert in Corriere della Sera ein neues Konzept für die Urlaubsbranche:
„Bestehen wir weiter auf einen schäbigen Tourismus, der Tausende von Kilometern Küstenlinie verwüstet hat, oder versuchen wir, unser einzigartiges und schönes Land zu retten? Locken wir jetzt noch mehr 'hit-and-run'-Touristen, Kreuzfahrtpassagiere und Barbaren im Unterhemd an, füllen in heiklen Städten wie Venedig auch noch den letzten Winkel, um so die verlorenen Monate wettzumachen, oder versuchen wir, uns endlich etwas anderes vorzustellen? Fügen wir uns der Ticketstrategie ausländischer Billiganbieter, oder bitten wir um etwas Respekt für unsere Touristen und unsere Gäste? Tolerieren wir weiter die Schwarzvermietungen oder regulieren wir, wie die Bürgermeisterinnen von Barcelona oder Paris, den für Hotels schädlichen Missbrauch?“