Putin ernennt neuen Gouverneur für Chabarowsk
Nach der Inhaftierung seines Vorgängers Sergej Furgal hat Putin den Duma-Abgeordneten Michail Degtjarow als neues Oberhaupt der Region Chabarowsk im Fernen Osten Russlands eingesetzt. Degtjarow gehört wie Furgal der populistischen LDPR an. Die Menschen in Chabarowsk hatten massenhaft gegen die Inhaftierung Furgals protestiert. Die Presse bezweifelt, dass der Neue die Empörung dämpfen kann.
Eine Fehlbesetzung für die aufmüpfige Provinz
Der Publizist Kirill Schulika hält den neuen Gouverneur nicht für taugliche Lösung, wie er in einem von newsru.com übernommenen Facebook-Post schreibt:
„Furgal ist als einheimischer Politiker populär, der eine Wahl gegen 'Einiges Russland' gewonnen hat, was seine Anhänger als Sieg über Moskau empfinden. ... Degtjarow hat überhaupt kein Gewicht und das nicht nur in Chabarowsk, sondern auch in der Duma. ... Angesichts seiner Biografie wird er in Chabarowsk keine Autorität haben - weder bei den Wählern, noch bei den örtlichen Eliten. Im Gegenteil, man wird ihn als Vertreter jenes Moskaus betrachten, das den beliebten Furgal inhaftiert hat. ... Kurzum, man hat den schlechtesten Zug von allen möglichen gemacht. Und das zeigt, dass der Kreml die Lage im Fernen Osten völlig falsch einschätzt.“
Der Feudalstaat des ewigen Präsidenten
Der liberale Publizist Leonid Gosman hält auf Echo Moskwy die Ernennung für ein Zeichen von Frühfeudalismus:
„Warum wurde ein LDPR-Mann ernannt? Die Leute, die Putin über die Situation in Chabarowsk gebrieft haben, sollten wissen, dass das Volk dort nicht für diese grandiose Partei, sondern für die von ihnen gewählte Person auf die Straße ging. ... Zwar gehört das ganze Land und alles, was darin lebt, dem Präsidenten. Aber auch die anderen Feudalherren haben ihre Rechte, und er als weiser Führer will diese nicht brechen. Da es sich ergeben hatte, dass Chabarowsk zur Zone der LDPR gehört, soll es so auch bleiben. Und alle anderen Herzoge sehen, dass zwar jeder von ihnen, sollte er in Ungnade fallen, ins Verlies wandern kann, das Herzogtum wird aber nicht angetastet.“