Was tun gegen Missbrauch unter Jugendlichen?
Die Zahl der Stockholmer Jugendlichen, die angeben, sexuell missbraucht worden zu sein, hat sich im Vergleich zu 2016 verdoppelt. Frauenhäuser warnen, dass junge Frauen zu immer härteren Sexualpraktiken gezwungen werden. Als Ursache wird ausgemacht, dass Jugendliche Praktiken aus Internetpornos übernehmen. Die Politik will nun angehende Lehrkräfte besser für den Sexualkundeunterricht ausbilden.
Sexualkunde muss früh beginnen
Die feministische Aktivistin Lisa Palm hält die Ankündigungen für unzureichend, wie sie in ETC schreibt:
„Die Lage ist akut und mit jedem Tag, der verstreicht, werden mehr junge Mädchen verletzt. Die Regierung hat letzte Woche mitgeteilt, dass Kenntnisse über Sexualität und Partnerschaft für die Lehrerausbildung obligatorisch werden. Aber leider wird das Programm für die Vorschullehrer davon ausgenommen, was unglücklich ist, weil viele Werte bereits im frühen Alter vermittelt werden. Für die Jugendlichen, die heute diesen Übergriffen ausgesetzt sind, kommen die Veränderungen zu spät. Wir können es uns nicht leisten, darauf zu warten, dass frisch geprüfte Lehrer ins Berufsleben kommen. ... Deshalb sollte die Stadt schon jetzt fünf Millionen Kronen [rund 500.000 Euro] für Sexualkunde-Maßnahmen an den Stockholmer Schulen bereitstellen.“
Wirklichkeitsfremde Reaktionen
Svenska Dagbladet verweist auf die Schwierigkeiten der Verantwortlichen, mit diesem Thema angemessen umzugehen:
„Mit Pornos ist es wie mit Drogen. Als Eltern braucht man gewisse Kenntnisse, um nicht als total ahnungslos abgetan zu werden. Die Art und Weise, wie Internetpornos in der Öffentlichkeit diskutiert werden, ist teilweise realitätsfremd. So behauptet etwa die Organisation Porrfri Barndom [Pornofreie Kindheit], dass der Mainstream-Porno voll von Homophobie sei. Tatsächlich? Wer die Aussage infrage stellt, disqualifiziert sich als Porno-Konsument. Vielleicht ist es deshalb für die untersuchenden Behörden so schwer, die Frage strukturell zu beleuchten.“