Schweiz: Was bringen zwei Wochen Urlaub für Väter?
Ende September stimmen die Schweizer über die Einführung eines zweiwöchigen bezahlten Vaterschaftsurlaubs ab. Bisher können Väter nach der Geburt eines Kindes gesetzlich nur einen Tag bezahlten Urlaub nehmen, manche Firmen gewähren freiwillig mehr. Die Schweiz ist diesbezüglich im OECD-Vergleich auf einem der letzten Ränge. Kommentatoren diskutieren über die tatsächlichen Auswirkungen von zwei Wochen Familienzeit.
Jeder Tag mit dem Vater zählt
Mehr Vaterschaftsurlaub wirkt sich für Familien langfristig positiv aus, argumentiert Blick-Kolumnistin Patrizia Laeri:
„Schweizer haben ... leider sehr viel weniger Chancen, gute Väter zu sein als ihre europäischen Nachbarn. Einen Tag erhält ein Schweizer zurzeit für sein Baby, bis zu 420 Tage beispielsweise ein Schwede. Ganz schön unfair für Schweizer Väter und Kinder. Väter, die mehr Zeit für die ganz Kleinen haben, verbringen das ganze Leben mehr Zeit mit den Kindern. Auch wenn sie sich scheiden lassen. Das wissen wir aus Schweden und von Studien, die belegen, dass Elternzeit Männern hilft, gute Väter zu werden. ... Auch wenn es in der Schweiz noch viel mehr Wandel bräuchte – monatelange Elternzeit, die ihren Namen verdient hätte, mehr Teilzeitpensen, auch in verantwortungsvollen Jobs – zählt doch jeder Tag.“
Immerhin schon mal der Spatz in der Hand
Der Vaterschaftsurlaub geht nicht weit genug, findet die Aargauer Zeitung. Die Vorlage deshalb abzulehnen, hätte jedoch negative Folgen:
„14 Wochen entschädigte Mutterschaftszeit für die Frauen, zwei Wochen Vaterschaftsurlaub für die Männer. Das wirkt anachronistisch. In den Wochen unmittelbar nach der Geburt brauchen Mütter aus gesundheitlichen Gründen eine Regenerationsphase mit Anrecht auf Erwerbsersatz. Doch danach müsste es den Paaren im Sinne einer Elternzeit überlassen werden, wie sie die von der Allgemeinheit finanzierte Betreuungszeit aufteilen möchten. ... Gesellschaftspolitische Fortschritte sind rar. Den Spatz in der Hand in Form des Vaterschaftsurlaubs in der Hoffnung auf eine Elternzeit-Taube auf dem Dach abzulehnen, wäre falsch. Bei einem Nein zur aktuellen Vorlage ginge es in der Familienpolitik zurück auf Feld eins.“