Lukaschenkas Inauguration: Warum so still und leise?
Lukaschenka hat seinen Amtseid abgelegt - in einer Zeremonie, die vorher nicht öffentlich angekündigt wurde. Es gab keine Live-Übertragung im Fernsehen, berichtet wurde erst hinterher. Armutszeugnis eines vom Volk entfremdeten Diktators - oder geschickter Schachzug, um Gewaltexzesse zu verhindern?
Angst vor Schimpf und Schande
Für Echo Moskwy kommt die Amtseinführung einem Eingeständnis von Schwäche und Illegitimität gleich:
„Ein Präsident, für den angeblich 80 Prozent votiert haben und gegen den angeblich nur ein Häufchen Säufer und von den USA und Polen gekaufte Störenfriede sind, stiehlt sich wie ein Dieb ins Amt. ... Weil er Angst hatte, dass man ihn mit Schimpf und Schande aus dem Palast jagt, sollte man von seiner Amtseinführung Wind bekommen. Lukaschenka fürchtet sein Volk so sehr, dass die Zeremonie nicht mal im TV übertragen wurde. Statt des Präsidenten verlas eine Fernseh-Sprecherin den Eid [während die Bilder der Amtseinführung ohne Ton gezeigt wurden]. Vielleicht löst jetzt diese Frau Lukaschenka ab? Immerhin hat sie es - anders als er - gewagt, den Eid öffentlich auszusprechen.“
Geschickt die Opposition überrumpelt
Das kremlnahe Portal Vzgljad hält die Eil-Vereidigung für kluge Taktik:
„Die Opposition hatte sehr auf die Inauguration gesetzt: Wegen des markanten Anlasses, zu dem man hätte das Volk sammeln und den Kampf sakral machen können - etwa indem man den Protest zu Straßenschlachten mit Opfern eskaliert. ... Dann wäre die Inauguration Lukaschenkas mit vergossenem Blut assoziiert worden und man hätte auf dieser Basis eine breite Protestorganisation gründen können. ... Doch 'Batka' hat die Pläne seiner Opponenten durchkreuzt und ihnen keine Zeit gelassen, um die Lage aufzuschaukeln, die Bevölkerung ideologisch vorzubereiten, Transparente zu malen und Slogans zu erfinden.“