MeToo in Dänemark: Wie soll es weitergehen?
Nachdem ihm mehrere Fälle sexueller Belästigung vorgeworfen wurden, ist Frank Jensen, Oberbürgermeister von Kopenhagen und Vize-Vorsitzender der dänischen Sozialdemokraten, von allen politischen Ämtern zurückgetreten. Vergangene Woche hatte sich die linksliberale Partei Radikale Venstre nach Sexismusvorwürfen von ihrem Chef Morten Østergaard getrennt. Die Presse diskutiert nötige Schritte nach dem politischen Erdbeben.
Endlich in den Chefetagen aufräumen
Dass von den größten 1000 dänischen Unternehmen laut einem aktuellen Bericht lediglich 69 von einer Frau geführt werden, hält Berlingske für eines der Grundübel:
„Eine wesentliche Ursache ist die sexistische Kultur, die in vielen Branchen herrscht. ... Die Sexismusdebatte kann von der Diskussion um den Mangel an Frauen in Chefpositionen nicht getrennt werden, beides hängt zusammen. Die Top-Chefs müssen dabei vorangehen, sie müssen die Unternehmenskultur verändern und ihre Firmen für talentierte Frauen attraktiv machen - zum Nutzen der Unternehmen, die sich auf diese Weise die tüchtigsten Mitarbeiter sichern können; zum Nutzen der Volkswirtschaft und natürlich zum Nutzen der Frauen, die ihre Talente entfalten können.“
Vergebung muss möglich sein
Politiken-Chefredakteur Christian Jensen sieht MeToo jetzt am Scheideweg:
„In der nächsten Phase der notwendigen Auseinandersetzung mit Sexismus muss nun entscheidend sein, ob diejenigen, die für Kränkungen verantwortlich sind, verstehen, dass ihre Zeit abgelaufen ist. Morten Østergaard verstand dies zu spät. Frank Jensen offenbar gar nicht. Aber für jene, die sich ehrlichen Herzens auf die richtige Seite in diesem kulturellen Kampf stellen wollen, muss es Platz für Eingeständnis, Entschuldigung und Vergebung geben. Daher bedeutet der Abschied von Østergaard und Jensen nicht notwendigerweise, dass alle Männer, die Fehler begangen haben, fallen müssen.“