Nimmt man The Crown wirklich für bare Münze?
Die Netflix-Serie über das britische Königshaus wird zum Politikum. Kulturminister Oliver Dowden hat gefordert, vor jeder Folge einen Hinweis anzubringen, dass die Erzählung von The Crown fiktiv ist. Er fürchte, dass eine "Generation von Zuschauern, die diese Ereignisse nicht miterlebt haben, Fiktion mit Fakten verwechselt".
Klarstellung bitter nötig
Autor Mariusz Cieślik teilt in Rzeczpospolita die Sorgen des Kulturministers:
„Schließlich leben wir in einer Zeit universeller Ignoranz. In einer Zeit, in der die Menschen quasi unbegrenzten Zugang zu Medien haben, aber nicht über das Grundwissen verfügen, um Wahrheit von Lüge zu unterscheiden. Und es kursieren unzählige von gefälschten Nachrichten im Internet, die niemand, nicht einmal Journalisten, überprüfen. ... Bilder, die vorgeben, die Realität zu zeigen, erscheinen uns oft realer als unsere eigenen Erfahrungen. Daher muss sichergestellt werden, dass Fiktion nicht vorgibt, die Wahrheit zu sein. Das schreibe ich auch für all jene, die nicht verstehen, dass das Image eines Landes durch Popkultur geschaffen werden kann.“
Windsors und Zuschauer können das ab
Sein und Schein der Königsfamilie haben sich in der Wahrnehmung durch die Untertanen schon lange vor der Serie vermischt, erklärt Zeit Online:
„Die Angehörigen des Königshauses wirkten eigentlich immer schon auch in der medialen Berichterstattung - also in einer Form der Wiedergabe von Realität - längst so, als gäbe es sie nicht wirklich. Immer schon wirkten sie schöner, hässlicher, skandalöser als alle anderen und vor allem als die Realität. Kurz: bigger than life. Gerade deswegen hat sich ihr Leben immer so gut für die Yellow Press angeboten. ... Der Buckingham Palace war klug genug, den ganzen Gossip so gut wie nie zu kommentieren, ebenso wenig wie irgendeine Folge von The Crown. Mit dieser Gemengelage aus realen Bildern und Wunschvorstellungen kamen die Windsors und ihre Untertanen seit Jahrzehnten ziemlich gut miteinander aus.“