Corona-Kommission: Schweden hat versagt
Schwedens König Carl XVI. Gustaf hat in einem TV-Interview die Corona-Strategie seines Landes als gescheitert bezeichnet. Zuvor hatte die schwedische Corona-Untersuchungskommission in ihrem ersten Bericht ein hartes Urteil gefällt: Schweden habe die Alten nicht geschützt, Verantwortlichkeiten seien ungeklärt gewesen. Auch die Presse geht mit dem Land teilweise hart ins Gericht.
Pandemie offenbart gescheiterte Integration
An Corona sind in Schweden überdurchschnittlich viele Menschen in Pflegeeinrichtungen sowie mit Migrationshintergrund gestorben. Göteborgs-Posten erkennt einen Zusammenhang:
„Die mangelnde Integration [und damit fehlende Sprachkenntnisse des Pflegepersonals sind] ein Grund, warum wir mit dem wichtigsten Ziel, dem Schutz älterer Menschen, so kläglich gescheitert sind. … Ist es die Schuld der Einwanderer, dass so viele gestorben sind? Nein. Aber sehr wohl die unserer gescheiterten Integrationspolitik. Große Gruppen leben in Schweden, ohne jemals Teil unserer Gesellschaft zu werden. Sie verstehen weder die Sprache noch die Kultur oder was von ihnen erwartet wird. Und die Mehrheitsgesellschaft stellt kaum Forderungen. ... Es wird mehr Pandemien geben und die nächste kann um ein Vielfaches tödlicher sein. Wie viele müssen noch sterben, bevor wir erkennen, dass diejenigen, die in Schweden leben, auch Teil unserer Gesellschaft sein müssen?“
Regierung verschleppt Pandemiebekämpfung weiter
Für den Stockholm-Korrespondenten des Handelsblatts, Helmut Steuer, liegen die Gründe für das Versagen auf der Hand:
„[U]nklare Kompetenzen und die Furcht vor Verantwortungsübernahme. Die sozialdemokratische Minderheitsregierung hat sich seit Beginn der Pandemie hinter der Gesundheitsbehörde mit ihrem Chefepidemiologen Anders Tegnell versteckt. ... Tegnell empfiehlt bis zum heutigen Tag nicht das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes, weil er dem Träger eine falsche Sicherheit signalisiere. Tegnell ist es auch, der trotz katastrophaler Inzidenzzahlen noch immer betont, die Entwicklung sei unter Kontrolle. ... [D]ie Regierung [hatte] im Sommer versäumt ... ein Notstandsgesetz, das auch einen Lockdown ermöglicht hätte, zu verlängern. Jetzt wird es zwar auf den Weg gebracht, kann aber erst im Frühjahr verabschiedet werden. Das ist in Anbetracht des Infektionsgeschehens zu spät.“
Altenpflege sofort verbessern
Aftonbladet fordert zügiges Handeln im Hinblick auf den Schutz der Risikogruppen:
„Die erste Maßnahme der Regierung muss es sein, der Altenpflege auch auf längere Sicht mehr Ressourcen zu bewilligen. Es braucht mehr Personal und mehr Ausbildungsplätze. Die zweite Priorität ist, jenen nationalen Überblick zu schaffen, der im Frühjahr fehlte. In Stockholm zu sitzen und zu rätseln, wie die Lage in den Kommunen aussieht, funktioniert eben nicht. ... Eine verantwortungsvolle Regierung muss auch nochmals prüfen, ob die Verwaltungsregelung mit 21 [in Gesundheitsfragen selbständig entscheidenden] Regionen und 290 Kommunen wirklich optimal ist - in Krisenzeiten wie im Alltag.“
Presse sehnt Untergang Schwedens herbei
Adrian Onciu vom Nachrichtenportal Mediafax findet die internationale Kritik an Schweden übertrieben:
„Es gab keinen einzigen Tag, an dem die Totengräber in den Massenmedien die Strategie des Epidemiologen Tegnell nicht in Zweifel gezogen haben. Sie ritten nonstop auf den Statistiken herum, nur damit zweifellos klar wird, dass 'die Schweden Dummköpfe sind'! ... Dass sie nicht wüssten, wie sie die Pandemie besiegen können und sich verhalten wie Nazis, die unbarmherzig ihre Alten und verletzlichen Personen dem Virus ausliefern. ... Diese Totengräber warten seit Beginn der Pandemie auf den Zusammenbruch Schwedens wie auf einen Segen.“