Türkei: Protest gegen regierungsnahen Unirektor
Studierende der Istanbuler Boğaziçi Universität haben gegen die Ernennung des neuen Rektors durch die Regierung protestiert. Erstmals seit 1980 war die Entscheidung nicht innerhalb der Universität gefallen. Kommentatoren zweifeln einerseits an der Eignung des neuen Rektors Melih Bulu, andererseits an den Beweggründen der Demonstranten.
Parteibuch statt Kompetenz
Als eindeutig politische Besetzung kritisiert Murat Yetkin die kontroverse Personalie im Yetkin Report:
„Es ist fraglich, ob Melih Bulu aufgrund seiner akademischen Referenzen auf den hohen Posten berufen wurde. Ich rede nicht von den Plagiatsvorwürfen zu seinen Artikeln ohne Quellenangaben. Bulu, ein Absolvent der Technischen Universität des Nahen Ostens (ODTÜ) in Wirtschaftsingenieurwesen und der Boğaziçi Universität in Betriebswirtschaft, verdankt seinen Aufstieg seinen politischen Vorlieben, nicht seinem akademischen Erfolg. ... Trotz der Lobpreisungen durch Hilal Kaplan in ihrer Kolumne aus der regierungsnahen Sabah, er sei der 'nicht-elitäre Rektor der Boğaziçi Universität', ist eindeutig, dass Bulu ein perfektes Mitglied der AKP-Elite ist.“
Demonstranten sind Terroristen
Hier wird ein Studierendenprotest vorgetäuscht, um sich gegen die Regierung aufzulehnen, glaubt hingegen die regierungstreue Tageszeitung Star:
„Die Einforderung ihrer Rechte ist für Studierende gesetzlich in unserem Rechtssystem definiert. ... Was ist aber passiert, dass die Studierenden auf die Barrikaden gehen? Richtiger wäre es, die Frage folgendermaßen zu stellen: Sind die Aufständischen tatsächlich Studierende? Längst hat sich herausgestellt, dass diese Personen, die sich mit Steinen und Fäusten Gefechte mit der Polizei geliefert haben und festgenommen wurden, Militante sind, die in Kontakt mit illegalen Terrororganisationen stehen.“